Über die Vereinigung von Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis

Die Idee, die kreisfreie Stadt Bonn mit dem Rhein-Sieg-Kreis zu einem gemeinsamen „Großkreis“ zu vereinen, taucht immer wieder in kommunalpolitischen Debatten auf – vor allem in denen, die ich anzettele. Es gibt dafür gute Argumente: Aufgaben überschneiden sich, viele Menschen leben im einen Gebiet und arbeiten im anderen, und die funktionale Stadtregion Bonn/Rhein-Sieg ist längst enger zusammengewachsen, als es die Verwaltungsgrenzen vermuten lassen. Zugleich steht hinter solchen Fusionsüberlegungen oft die Frage, wie sich staatliche Ebenen effizienter organisieren lassen – etwa bei Verkehr, Schul- und Krankenhausplanung, Katastrophenschutz oder der Wirtschaftsförderung.

Rechtlich wäre eine Fusion von Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis grundsätzlich möglich, aber sie könnte nicht „von unten“ allein beschlossen werden. Zuständig ist das Land Nordrhein‑Westfalen, das per Gesetz eine Gebietsänderung herbeiführen müsste. Dem würden in der Regel intensive Verhandlungen vorausgehen: Der Stadtrat von Bonn und der Kreistag des Rhein‑Sieg‑Kreises müssten sich positionieren, das Landeskabinett und der Landtag eingebunden werden. Politisch wäre es kaum vorstellbar, dass eine so gravierende Neugliederung ohne Bürgerbeteiligung, umfassende Gutachten und einen breiten öffentlichen Diskurs erfolgt. Streitpunkte liegen auf der Hand: Wo sitzt die Verwaltung? Wie werden Schulden, Vermögen, Personal und Einrichtungen verteilt? Welche Identität soll der neue Kreis nach außen tragen?

Demografischer Wandel, Fachkräftemangel in der Verwaltung und steigende Anforderungen an kommunale Leistungen lassen die Argumente für größere, leistungsfähige Einheiten stärker werden. Eine Fusion könnte Doppelstrukturen abbauen, Zuständigkeiten bündeln und Planungsprozesse vereinfachen. Zugleich könnte eine geeinte Gebietskörperschaft mehr Gewicht bei Förderprogrammen und Verhandlungen mit Bund und Land haben – ein nicht zu unterschätzender Faktor in einer Region, die neben Bonn als Bundesstadt, starken Wirtschaftsstandorten und bedeutenden Forschungsinstitutionen auch ländlich geprägte Räume umfasst. Doch all das ist kein Selbstläufer: Kurzfristig sind Gebietsreformen meist teuer und organisatorisch komplex.

Ob sich Bonn und Rhein‑Sieg irgendwann tatsächlich vereinen, ist offen – Präzedenzfälle in Deutschland zeigen, dass Fusionen von Landkreisen oder kreisfreien Städten politisch hochsensibel sind und oft am Widerstand vor Ort scheitern. Identität, Mitbestimmung und Nähe zur Verwaltung spielen für Bürgerinnen und Bürger eine ebenso große Rolle wie Effizienzargumente. Im Fall Bonn/Rhein‑Sieg wird daher entscheidend sein, ob es gelingt, konkrete Vorteile einer Fusion nachvollziehbar zu belegen und ein Modell zu entwerfen, das beiden Seiten gerecht wird. Bis dahin bleibt die Vereinigung eher ein planerisches Gedankenspiel – aber eines, das mit Blick auf künftige Herausforderungen immer wieder auf die politische Agenda zurückkehren dürfte.