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Hier sind die neuesten öffentlichen Beiträge aus Blöglis.

from Johannes’ Blögli

Hier sind drei neue Linktipps aus meiner Sammlung.

🍿 Alle Kino-Vorstellungen in deiner Stadt Super Übersicht über alles, was gerade läuft. (Gibt es auch für einzelne Kinos oder Filme. Es ist sehr praktisch.) /via Thomas Gigold

💸 Neuer Schufa-Score ab 2026: Was sich jetzt ändert „Die neue Transparenz der Schufa ist nicht ganz freiwillig. Das Unternehmen reagiert damit auf den jahrelangen Druck der Verbraucherschützer:innen und Datenschützer:innen sowie auf Gerichtsurteile.“

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from Grimm today

Eine alleinstehende Mutter lebte ganz für sich in einem kleinen Häuschen. Vor dem Haus hatte sie einen Garten, in dem zwei Rosensträucher wuchsen; der eine trug weiße, der andere rote Rosen. Die Mutter hatte zwei Töchter, die diesen Sträuchern ähnelten: Die eine hieß Schneeweißchen, die andere Rosenrot.

Die Mädchen waren so anständig und lieb, so fleißig und optimistisch, wie man es sich nur wünschen konnte. Schneeweißchen war dabei die ruhigere und sanftere von beiden. Rosenrot tobte lieber auf den Wiesen und Feldern herum, suchte Blumen und fing Schmetterlinge. Schneeweißchen hingegen blieb zu Hause bei ihrer Mutter, half ihr im Haushalt oder las ihr vor, wenn gerade nichts zu tun war.

Die beiden Kinder mochten sich unheimlich gern und hielten immer Händchen, wenn sie zusammen unterwegs waren. Wenn Schneeweißchen sagte: „Wir bleiben zusammen!“, antwortete Rosenrot: „Ein Leben lang!“, und die Mutter fügte hinzu: „Was die eine hat, teilt sie mit der anderen.“

Oft gingen sie allein im Wald spazieren und sammelten Beeren, aber kein Tier tat ihnen etwas zuleide. Im Gegenteil, die Tiere kamen ganz nah: Der Hase fraß ein Kohlblatt aus ihren Händen, das Reh graste direkt neben ihnen, der Hirsch flitzte fröhlich vorbei, und die Vögel hielten auf den Ästen inne und sangen ihr schönstes Lied.

Niemals passierte ihnen etwas Schlimmes. Wenn sie sich im Wald verliefen und die Nacht hereinbrach, legten sie sich nebeneinander auf das Moos und schliefen, bis der Morgen graute. Die Mutter wusste das und machte sich deshalb keine Sorgen.

Einmal, als sie im Wald übernachtet hatten und vom Sonnenaufgang geweckt wurden, sahen sie neben sich ein wunderschönes Kind in einem strahlend weißen Kleid sitzen. Es stand auf, sah sie freundlich an, sagte aber nichts und verschwand im Wald. Als die Mädchen sich umsahen, merkten sie, dass sie ganz nah an einer tiefen Schlucht geschlafen hatten. Wären sie in der Dunkelheit nur ein paar Schritte weitergegangen, wären sie bestimmt hineingefallen. Die Mutter erklärte ihnen, das müsse der Schutzengel gewesen sein, der brave Kinder beschützt.

Schneeweißchen und Rosenrot hielten das Häuschen der Mutter so sauber, dass es eine Freude war, es anzusehen. Im Sommer kümmerte sich Rosenrot um den Garten und stellte der Mutter jeden Morgen, bevor sie aufwachte, einen Blumenstrauß ans Bett, immer mit einer Rose von jedem Strauch. Im Winter machte Schneeweißchen das Feuer an und hängte den Kessel an den Haken. Der Messingkessel glänzte wie Gold, so gründlich war er geputzt.

Abends, wenn der Schnee fiel, sagte die Mutter: „Los, Schneeweißchen, schieb den Riegel vor!“ Dann setzten sie sich an den Herd. Die Mutter setzte ihre Brille auf und las aus einem dicken Buch vor, und die beiden Mädchen hörten zu, saßen da und spannen Garn. Neben ihnen lag ein Lamm auf dem Boden, und hinter ihnen, auf einer Stange, saß eine weiße Taube mit dem Kopf unter dem Flügel.

Eines Abends, als sie so gemütlich beisammensaßen, klopfte jemand an die Tür, als wollte er hineingelassen werden. Die Mutter sagte: „Schnell, Rosenrot, mach auf! Das wird ein Wanderer sein, der eine Unterkunft sucht.“ Rosenrot ging hin, schob den Riegel weg und dachte, es wäre ein armer Mann. Aber das war es nicht: Es war ein Bär, der seinen dicken schwarzen Kopf zur Tür hereinsteckte. Rosenrot schrie laut auf und sprang zurück, das Lamm blökte, die Taube flatterte auf, und Schneeweißchen versteckte sich hinter dem Bett der Mutter.

Der Bär begann jedoch zu sprechen und sagte: „Habt keine Angst, ich tue euch nichts. Ich bin halb erfroren und will mich nur ein bisschen bei euch aufwärmen.“

„Du armer Bär“, sagte die Mutter, „leg dich ans Feuer, und pass bloß auf, dass dein Fell nicht brennt!“ Dann rief sie: „Schneeweißchen, Rosenrot, kommt hervor! Der Bär tut euch nichts, er ist freundlich.“ Da kamen sie beide herbei, und nach und nach näherten sich auch das Lamm und die Taube, ohne Angst vor ihm.

Der Bär sagte: „Ihr Kinder, klopft mir den Schnee ein wenig aus dem Pelz!“ Sie holten den Besen und bürsteten dem Bären das Fell sauber. Er aber legte sich ans Feuer, brummte ganz zufrieden und entspannt.

Es dauerte nicht lange, da tauten sie auf und trieben Unsinn mit dem tollpatschigen Gast. Sie zerzausten ihm das Fell mit den Händen, setzten ihre kleinen Füße auf seinen Rücken und rollten ihn hin und her. Oder sie nahmen einen Haselstock und hauten auf ihn ein. Wenn er brummte, lachten sie.

Der Bär ließ es sich alles gefallen, nur wenn sie es zu wild trieben, rief er: „Lasst mich leben, ihr Kinder: Schneeweißchen, Rosenrot, Bringst du den Freund um den Verstand.“

Als es Zeit war, ins Bett zu gehen, sagte die Mutter zum Bären: „Du darfst gerne hier am Herd liegen bleiben, so bist du vor der Kälte und dem schlechten Wetter geschützt.“

Sobald es hell wurde, ließen ihn die beiden Kinder hinaus, und er trottete über den Schnee in den Wald. Von da an kam der Bär jeden Abend zur gleichen Zeit, legte sich an den Herd und erlaubte den Kindern, so viel Spaß mit ihm zu haben, wie sie wollten. Sie waren so an ihn gewöhnt, dass die Tür erst abgeschlossen wurde, wenn der schwarze Kumpel angekommen war.

Als der Frühling kam und draußen alles grün war, sagte der Bär eines Morgens zu Schneeweißchen: „Jetzt muss ich gehen und darf den ganzen Sommer nicht wiederkommen.“

„Wohin gehst du denn, lieber Bär?“, fragte Schneeweißchen.

„Ich muss in den Wald und meine Schätze vor den bösen Zwergen in Sicherheit bringen. Im Winter, wenn die Erde hart gefroren ist, müssen sie unten bleiben und können sich nicht durchgraben. Aber jetzt, wo die Sonne die Erde aufgetaut und erwärmt hat, brechen sie durch, kommen nach oben, suchen und stehlen. Was einmal in ihren Händen ist und in ihren Höhlen liegt, das sieht man so schnell nicht wieder im Licht.“

Schneeweißchen war traurig über den Abschied. Als sie ihm die Tür entriegelte und der Bär sich hinauszwängte, blieb er am Türhaken hängen und ein Stück seines Fells riss auf. Schneeweißchen meinte, etwas Goldenes hindurchschimmern zu sehen, aber sie war sich nicht sicher. Der Bär lief eilig davon und war bald hinter den Bäumen verschwunden.

Einige Zeit später schickte die Mutter die Kinder in den Wald, um Reisig zu sammeln. Dort fanden sie einen großen Baum, der gefällt auf dem Boden lag. Am Stamm hüpfte zwischen dem Gras etwas auf und ab, aber sie konnten nicht erkennen, was es war. Als sie näher kamen, sahen sie einen Zwerg mit einem alten, faltigen Gesicht und einem meterlangen schneeweißen Bart. Das Ende des Bartes war in eine Baumspalte eingeklemmt, und der Kleine sprang hin und her wie ein Hund an der Leine und wusste nicht, wie er sich befreien sollte.

Er starrte die Mädchen mit seinen roten, funkelnden Augen an und schrie: „Was steht ihr blöd herum! Könnt ihr nicht helfen?“

„Was hast du angestellt, kleines Männchen?“, fragte Rosenrot.

„Dumme, neugierige Gans!“, antwortete der Zwerg. „Ich wollte den Baum spalten, um Brennholz für die Küche zu haben. Bei den dicken Kloben verbrennt sofort die bisschen Nahrung, die wir Kleinen brauchen, die nicht so viel herunterschlingen wie ihr, grobschlächtiges, gieriges Volk! Ich hatte den Keil schon erfolgreich hineingetrieben, und es wäre alles nach Plan gelaufen, aber das verfluchte Holz war zu glatt und sprang unerwartet heraus, und der Baum fuhr so schnell zusammen, dass ich meinen schönen weißen Bart nicht mehr herausziehen konnte. Jetzt steckt er fest, und ich kann nicht weg. Da lachen die albernen, glatten Milchgesichter! Pfui, wie hässlich ihr seid!“

Die Kinder gaben sich alle Mühe, aber sie konnten den Bart nicht herausziehen, er steckte zu fest. „Ich laufe schnell und hole Leute“, sagte Rosenrot.

„Spinnt ihr!“, schnarrte der Zwerg, „Wer ruft denn gleich Leute? Ihr seid mir schon zwei zu viel! Fällt euch nichts Besseres ein?“

„Sei doch nicht so ungeduldig“, sagte Schneeweißchen. „Ich habe eine Idee.“ Sie holte ihr kleines Scherchen aus der Tasche und schnitt das Ende des Bartes ab.

Sobald der Zwerg sich frei fühlte, griff er nach einem Sack, der zwischen den Wurzeln des Baumes steckte und mit Gold gefüllt war. Er hob ihn heraus und murmelte vor sich hin: „Unverschämtes Volk, schneidet mir ein Stück von meinem stolzen Bart ab! Das zahlt ihr mir heim!“ Damit schwang er seinen Sack auf den Rücken und ging davon, ohne die Kinder auch nur noch einmal anzusehen.

Einige Zeit danach wollten Schneeweißchen und Rosenrot ein paar Fische angeln. Als sie in der Nähe des Baches waren, sahen sie, dass etwas wie eine große Heuschrecke zum Wasser hin hüpfte, als wollte es hineinspringen. Sie liefen hin und erkannten den Zwerg.

„Wo willst du hin?“, sagte Rosenrot, „Du willst doch nicht ins Wasser?“

„So ein Narr bin ich nicht!“, schrie der Zwerg. „Seht ihr nicht, der verfluchte Fisch will mich hineinziehen?“ Der Kleine hatte dort gesessen und geangelt. Unglücklicherweise hatte der Wind seinen Bart mit der Angelschnur verheddert. Als kurz darauf ein großer Fisch anbiss, fehlte dem schwachen Wesen die Kraft, ihn herauszuziehen. Der Fisch gewann die Oberhand und riss den Zwerg zu sich hin. Zwar hielt er sich an allen Halmen und Binsen fest, aber das half nicht viel. Er musste den Bewegungen des Fisches folgen und war ständig in Gefahr, ins Wasser gezogen zu werden.

Die Mädchen kamen zur rechten Zeit, hielten ihn fest und versuchten, den Bart von der Schnur loszuwickeln, aber vergebens. Bart und Schnur waren fest ineinander verstrickt. Es blieb nichts anderes übrig, als das Scherchen hervorzuholen und den Bart abzuschneiden, wobei ein kleines Stück davon verloren ging.

Als der Zwerg das sah, schrie er sie an: „Ist das etwa höflich, ihr Trampel, einem das Gesicht zu verunstalten? Nicht genug, dass ihr mir den Bart unten gestutzt habt, jetzt schneidet ihr mir den besten Teil davon ab! Ich darf mich vor meinen Leuten gar nicht blicken lassen! Ich hoffe, ihr rennt euch die Hacken ab!“ Dann holte er einen Sack Perlen, der im Schilf lag, und ohne ein weiteres Wort zu sagen, schleppte er ihn davon und verschwand hinter einem Stein.

Es ereignete sich, dass bald darauf die Mutter die beiden Mädchen in die Stadt schickte, um Garn, Nadeln, Schnüre und Bänder einzukaufen. Der Weg führte sie über eine Heide, auf der hier und da große Felsbrocken verstreut lagen. Dort sahen sie einen großen Vogel in der Luft schweben, der langsam über ihnen kreiste, immer tiefer heruntersank und schließlich nicht weit von einem Felsen niederstieß. Gleich darauf hörten sie einen durchdringenden, jämmerlichen Schrei.

Sie liefen hin und sahen mit Schrecken, dass der Adler ihren alten Bekannten, den Zwerg, gepackt hatte und ihn wegtragen wollte. Die mitleidigen Kinder hielten sofort den Kleinen fest und zerrten so lange mit dem Adler herum, bis er seine Beute losließ.

Als der Zwerg sich vom ersten Schreck erholt hatte, schrie er mit seiner kreischenden Stimme: „Konntet ihr nicht vorsichtiger mit mir umgehen? Ihr habt an meinem dünnen Jäckchen gezerrt, dass es überall zerfetzt und löchrig ist, ihr unbeholfenes und ungeschicktes Gesindel!“

Dann nahm er einen Sack mit Edelsteinen und huschte wieder unter den Felsen in seine Höhle. Die Mädchen waren an seinen Undank schon gewöhnt, setzten ihren Weg fort und erledigten ihre Besorgungen in der Stadt.

Als sie auf dem Heimweg wieder auf die Heide kamen, ertappten sie den Zwerg, der auf einer sauberen Stelle seinen Sack mit Edelsteinen ausgeschüttet hatte und nicht damit gerechnet hatte, dass so spät noch jemand vorbeikommen würde. Die Abendsonne schien auf die glänzenden Steine; sie schimmerten und leuchteten so wunderschön in allen Farben, dass die Kinder stehen blieben und sie betrachteten.

„Was glotzt ihr da so dumm!“, schrie der Zwerg, und sein aschgraues Gesicht wurde knallrot vor Wut. Er wollte mit seinen Schimpfwörtern weitermachen, als ein lautes Brummen zu hören war und ein schwarzer Bär aus dem Wald herbeitrottete.

Erschrocken sprang der Zwerg auf, aber er konnte seinen Schlupfwinkel nicht mehr erreichen, der Bär war schon in seiner Nähe. Da rief er in Panik: „Lieber Herr Bär, verschont mich! Ich gebe euch alle meine Schätze, seht her, die schönen Edelsteine, die da liegen! Schenkt mir das Leben! Was habt ihr denn von mir, diesem kleinen, schmächtigen Kerl? Ihr merkt mich nicht zwischen den Zähnen! Hier, packt die beiden gottlosen Mädchen! Das sind zarte Happen für euch, wohlgenährt wie junge Wachteln! Fresst die ruhig!“

Der Bär kümmerte sich nicht um seine Worte, verpasste dem boshaften Geschöpf einen einzigen Schlag mit der Tatze, und es rührte sich nicht mehr.

Die Mädchen waren weggerannt, aber der Bär rief ihnen nach: „Schneeweißchen und Rosenrot, habt keine Angst! Wartet, ich will mit euch gehen!“ Da erkannten sie seine Stimme und blieben stehen. Als der Bär bei ihnen war, fiel plötzlich die Bärenhaut ab, und er stand als gut aussehender Mann da und war ganz in Gold gekleidet.

„Ich bin der Sohn eines Königs“, sagte er, „und wurde von dem gemeinen Zwerg, der mir meine Schätze gestohlen hatte, verflucht, als wilder Bär im Wald herumzulaufen, bis ich durch seinen Tod erlöst würde. Jetzt hat er seine gerechte Strafe bekommen.“

Schneeweißchen heiratete ihn und Rosenrot seinen Bruder. Sie teilten die großen Schätze, die der Zwerg in seiner Höhle angesammelt hatte. Die alte Mutter lebte noch viele Jahre friedlich und glücklich bei ihren Kindern. Die zwei Rosensträucher nahm sie mit, und sie standen vor ihrem Fenster und trugen jedes Jahr die schönsten Rosen, weiß und rot.

 
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from Grimm today

Es gab einmal einen Müller, der war nicht reich, aber er hatte eine wirklich hübsche Tochter. Nun traf er zufällig den König und um einen guten Eindruck zu machen, erzählte er ihm: „Ich habe eine Tochter, die kann Stroh in Gold verwandeln, und zwar durch Spinnen!“ Der König war begeistert und sagte zum Müller: „Das ist eine Fähigkeit, die ich super finde. Wenn deine Tochter so begabt ist, wie du sagst, dann bring sie morgen in mein Schloss, dort werde ich ihre Fähigkeiten testen.“

Als das Mädchen am nächsten Tag zum König gebracht wurde, führte er sie in einen Raum, der komplett mit Stroh gefüllt war. Er gab ihr ein Spinnrad und sagte: „Leg sofort los! Wenn du es nicht schaffst, das ganze Stroh bis morgen Früh zu Gold zu spinnen, musst du sterben.“ Danach schloss er die Tür ab und sie war allein.

Da saß nun die arme Müllerstochter und wusste einfach nicht weiter. Sie hatte keine Ahnung, wie man Stroh zu Gold spinnt, und ihre Angst wurde immer unerträglicher, bis sie schließlich anfing zu weinen. Plötzlich ging die Tür auf, und ein kleines, komisches Männchen kam herein und fragte: „Guten Abend, junge Dame! Warum bist du so traurig?“ „Ach“, antwortete das Mädchen, „ich muss Stroh zu Gold spinnen, aber ich kann das nicht.“ Das Männchen fragte: „Was gibst du mir, wenn ich es für dich spinne?“ „Meine Kette“, sagte das Mädchen. Das Männchen nahm die Kette, setzte sich vor das Spinnrad, und surr, surr, surr, dreimal gezogen, war die Spule voll. Dann wechselte es eine andere auf, und surr, surr, surr, dreimal gezogen, war auch die zweite voll. So ging es die ganze Nacht weiter. Als es Morgen wurde, war alles Stroh zu Ende gesponnen, und alle Spulen waren prall gefüllt mit Gold.

Als die Sonne aufging, kam auch schon der König. Als er das Gold sah, war er total verblüfft und freute sich riesig, aber sein Herz wurde nur noch gieriger nach Gold. Er ließ die Müllerstochter in einen noch viel größeren Raum bringen, der ebenfalls voller Stroh lag, und befahl ihr, auch das in nur einer Nacht zu spinnen, wenn ihr das Leben wichtig sei. Das Mädchen war ratlos und weinte. Da öffnete sich die Tür erneut, und das kleine Männchen erschien und fragte: „Was ist mein Lohn, wenn ich dir das Stroh zu Gold spinne?“ „Meinen Ring vom Finger“, antwortete das Mädchen. Das Männchen nahm den Ring, fing sofort wieder an, das Rad surren zu lassen, und hatte bis zum Morgen alles Stroh zu glänzendem Gold gesponnen.

Der König freute sich unglaublich bei dem Anblick, war aber immer noch nicht genug gesättigt vom Gold. Er ließ die Müllerstochter in einen dritten, noch größeren Raum voller Stroh bringen und sagte: „Das musst du heute Nacht auch noch schaffen. Wenn dir das gelingt, werde ich dich heiraten.“ Er dachte: „Auch wenn sie eine Müllerstochter ist, eine reichere Frau finde ich nirgends auf der Welt.“

Als das Mädchen allein war, kam das Männlein zum dritten Mal wieder und fragte: „Was bekomme ich dieses Mal, wenn ich dir das Stroh spinne?“ „Ich habe nichts mehr, das ich dir geben könnte“, antwortete das Mädchen. „Gut, dann versprich mir, wenn du Königin wirst, dein erstes Kind.“ „Ach, wer weiß, ob das überhaupt passiert“, dachte die Müllerstochter und wusste sich in ihrer Not nicht anders zu helfen. Sie sagte dem Männchen zu, was es verlangte, und dafür spann das Männchen noch einmal das Stroh zu Gold.

Und als am Morgen der König kam und alles genau so vorfand, wie er es sich erhofft hatte, feierte er Hochzeit mit ihr, und die hübsche Müllerstochter wurde zur Königin.

Ein Jahr später brachte sie ein süßes Kind zur Welt und hatte das Männchen komplett vergessen. Da stand es plötzlich in ihrem Zimmer und sagte: „Nun gib mir, was du versprochen hast.“ Die Königin bekam einen Schreck und bot dem Männchen alle Schätze des Königreichs an, wenn es ihr das Kind lassen würde. Aber das Männchen sagte: „Nein, ein Lebewesen ist mir mehr wert als alle Schätze der Welt.“ Da fing die Königin so sehr an zu weinen und zu flehen, dass das Männchen Mitleid mit ihr hatte: „Ich gebe dir drei Tage Zeit“, sagte es. „Wenn du bis dahin meinen Namen errätst, darfst du dein Kind behalten.“

Die Königin überlegte die ganze Nacht alle Namen, die sie jemals gehört hatte, und schickte einen Boten los, der im ganzen Land herumfragen sollte, welche Namen es sonst noch gab. Als das Männchen am nächsten Tag kam, zählte sie Namen auf wie Caspar, Melchior, Balzer und alle Namen, die ihr einfielen. Aber bei jedem Namen sagte das Männlein: „So heiße ich nicht.“

Am zweiten Tag ließ sie in der Nachbarschaft nachfragen, wie die Leute dort hießen, und nannte dem Männlein die ungewöhnlichsten und verrücktesten Namen. „Heißt du vielleicht Ribbentier oder Hammelsbein oder Strumpffuß?“ Aber es antwortete immer: „So heiße ich nicht.“

Am dritten Tag kam der Bote wieder zurück und berichtete: „Ich habe keinen einzigen neuen Namen gefunden. Aber als ich an einem hohen Berg um die Ecke ging, total weit weg von allem und jedem, sah ich dort ein kleines Haus. Vor dem Haus brannte ein Lagerfeuer, und um das Feuer sprang ein total albernes Männchen, hüpfte auf einem Bein herum und rief:

„Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind. Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!“

Ihr könnt euch vorstellen, wie glücklich die Königin war, als sie den Namen hörte! Als kurz danach das Männlein hereintrat und fragte: „Na, Frau Königin, wie heiß ich?“, fragte sie zuerst: „Heißt du Kurt?“ „Nein.“ „Heißt du Heiner?“ „Nein.“

„Heißt du etwa Rumpelstilzchen?“

„Das hat dir der Teufel verraten! Das hat dir der Teufel verraten!“, schrie das Männlein und stampfte vor Wut mit dem rechten Fuß so tief in den Boden, dass er bis zur Hüfte versank. Dann packte es in seiner riesigen Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riss sich selbst in zwei Teile.

 
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from Johannes’ Blögli

Die Idee, die kreisfreie Stadt Bonn mit dem Rhein-Sieg-Kreis zu einem gemeinsamen „Großkreis“ zu vereinen, taucht immer wieder in kommunalpolitischen Debatten auf – vor allem in denen, die ich anzettele. Es gibt dafür gute Argumente: Aufgaben überschneiden sich, viele Menschen leben im einen Gebiet und arbeiten im anderen, und die funktionale Stadtregion Bonn/Rhein-Sieg ist längst enger zusammengewachsen, als es die Verwaltungsgrenzen vermuten lassen. Zugleich steht hinter solchen Fusionsüberlegungen oft die Frage, wie sich staatliche Ebenen effizienter organisieren lassen – etwa bei Verkehr, Schul- und Krankenhausplanung, Katastrophenschutz oder der Wirtschaftsförderung.

Rechtlich wäre eine Fusion von Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis grundsätzlich möglich, aber sie könnte nicht „von unten“ allein beschlossen werden. Zuständig ist das Land Nordrhein‑Westfalen, das per Gesetz eine Gebietsänderung herbeiführen müsste. Dem würden in der Regel intensive Verhandlungen vorausgehen: Der Stadtrat von Bonn und der Kreistag des Rhein‑Sieg‑Kreises müssten sich positionieren, das Landeskabinett und der Landtag eingebunden werden. Politisch wäre es kaum vorstellbar, dass eine so gravierende Neugliederung ohne Bürgerbeteiligung, umfassende Gutachten und einen breiten öffentlichen Diskurs erfolgt. Streitpunkte liegen auf der Hand: Wo sitzt die Verwaltung? Wie werden Schulden, Vermögen, Personal und Einrichtungen verteilt? Welche Identität soll der neue Kreis nach außen tragen?

Demografischer Wandel, Fachkräftemangel in der Verwaltung und steigende Anforderungen an kommunale Leistungen lassen die Argumente für größere, leistungsfähige Einheiten stärker werden. Eine Fusion könnte Doppelstrukturen abbauen, Zuständigkeiten bündeln und Planungsprozesse vereinfachen. Zugleich könnte eine geeinte Gebietskörperschaft mehr Gewicht bei Förderprogrammen und Verhandlungen mit Bund und Land haben – ein nicht zu unterschätzender Faktor in einer Region, die neben Bonn als Bundesstadt, starken Wirtschaftsstandorten und bedeutenden Forschungsinstitutionen auch ländlich geprägte Räume umfasst. Doch all das ist kein Selbstläufer: Kurzfristig sind Gebietsreformen meist teuer und organisatorisch komplex.

Ob sich Bonn und Rhein‑Sieg irgendwann tatsächlich vereinen, ist offen – Präzedenzfälle in Deutschland zeigen, dass Fusionen von Landkreisen oder kreisfreien Städten politisch hochsensibel sind und oft am Widerstand vor Ort scheitern. Identität, Mitbestimmung und Nähe zur Verwaltung spielen für Bürgerinnen und Bürger eine ebenso große Rolle wie Effizienzargumente. Im Fall Bonn/Rhein‑Sieg wird daher entscheidend sein, ob es gelingt, konkrete Vorteile einer Fusion nachvollziehbar zu belegen und ein Modell zu entwerfen, das beiden Seiten gerecht wird. Bis dahin bleibt die Vereinigung eher ein planerisches Gedankenspiel – aber eines, das mit Blick auf künftige Herausforderungen immer wieder auf die politische Agenda zurückkehren dürfte.

 
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from Johannes’ Blögli

Ich habe mir jetzt eine Medien-Tracking-Dings aufgebaut, um meinen Fernsehkonsum wieder tracken zu können. Und das möglichst ohne größere Umstände. Dafür nutze ich das Tool Media Tracker, dessen API ich dann mit N8N in einem leider etwas komplizierteren Prozess auslesen lasse.

Das Tool habe ich erst während des Monats in Betrieb genommen, deshalb ist der November noch nicht ganz vollständig.

  • Auf Messers Schneide: Die Jagd nach den Michelin-Sternen (S01E01) ★★★☆☆
  • Auf Messers Schneide: Die Jagd nach den Michelin-Sternen (S01E02) ★★☆☆☆
  • Being Franziska van Almsick (S01E01)
  • Being Franziska van Almsick (S01E02)
  • Being Franziska van Almsick (S01E03)
  • The Bear: King of the Kitchen (S04E10) ★★★☆☆
  • The Studio (S01E10) ★★☆☆☆
  • Wer stiehlt mir die Show? (S10E01) ★★★★☆
  • Wer stiehlt mir die Show? (S10E02) ★★★☆☆
  • Wer stiehlt mir die Show? (S10E03) ★★★☆☆
  • Wer stiehlt mir die Show? (S10E04) ★★☆☆☆
  • Your Friends & Neighbors (S01E01) ★★★☆☆
  • Your Friends & Neighbors (S01E02) ★★★☆☆
  • ZDF Magazin Royale (S11E10)
  • ZDF Magazin Royale (S11E11) ★★☆☆☆
  • ZDF Magazin Royale (S11E12) ★★☆☆☆
 
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from Johannes’ Blögli

Wiedereinführung der Wehrpflicht also. Jedenfalls durch die Hintertür. Es unterscheidet sich kaum von damals, als ich an der Reihe war. Es ist immer noch unfair, dass nur männliche Personen auf den Erfassungsfragebogen antworten müssen. Genauso, wie es unfair war, dass nur Jungs gemustert wurden. Es wird auch wie damals Glückssache werden, ob man eingezogen wird oder nochmal davonkommt.

Ich weiß noch genau, wie schlimm ich das alles damals fand, Ende der Neunziger. Dieser Zwang, die Ungewissheit, die Notwendigkeit, sich für Pest oder Cholera (oder in meinem Fall dann Ersatzdienst beim THW) entscheiden zu müssen.

Was fair und trotzdem angemessen wäre: Ein verpflichtendes Dienstjahr für alle. Davon bin ich immer noch überzeugt.

 
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from Johannes’ Blögli

Service-Johannes hat mal wieder ein paar Linktipps gesammelt. Aktuell gibt es sie wie immer unter https://links.1ppm.de.

🇨🇺 Paypal setzt US-Embargo durch: Bremer Sendesaal tilgt „Kuba“ aus Konzertankündigung Passt zu meiner eigenen Erfahrung: https://bloeg.li/johannes/nie-was-nach-havanna-paypalen

Künstliche-Intelligenz-Firmen nutzen fast alle dasselbe Logo. Warum? Das habe ich mich auch gefragt und diese gute Antwort in dem Artikel gefunden: „Unternehmen wollen Vertrauen für künstliche Intelligenz schaffen – und bloß nicht wie kaltherzige Roboter daherkommen.“

🛣️ E-Autos auf der Autobahn laden: Warum das zwar gut klingt, aber keine echten Probleme löst

🪪 Kraftfahrt-Bundesamt – Digitaler Fahrzeugschein Hat tatsächlich problemlos geklappt, den Kfz-Schein „runterzuladen“ und mit wenigen Schritten auch meiner Frau zur Verfügung zu stellen. Darüber habe ich auch im Techniktagebuch geschrieben.

kthxbye

 
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from Grimm today

Ein Mann hatte einen Esel, der schon viele Jahre lang unermüdlich Säcke zum Müller gebracht hatte. Doch allmählich ließen seine Kräfte nach, und er wurde für die Arbeit immer unbrauchbarer. Da überlegte sein Besitzer, ihn loszuwerden. Der Esel aber merkte, dass sein Herr etwas Böses im Schilde führte, machte sich davon und nahm Kurs auf Bremen. Dort, so dachte er, könnte er doch sicher Stadtmusikant werden.

Nach einer Weile traf er einen Jagdhund am Wegrand liegen, der völlig ausgepumpt nach Luft schnappte. „Hey, warum hechelst du so, alter Junge?“, fragte der Esel. „Ach“, sagte der Hund, „weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde und nicht mehr richtig jagen kann, wollte mich mein Herr erschießen. Da bin ich abgehauen. Aber wie soll ich jetzt mein Futter verdienen?“ „Weißt du was?“, meinte der Esel, „ich gehe nach Bremen, um dort Stadtmusikant zu werden. Komm mit und lass dich auch für die Musik anheuern. Ich spiele Gitarre, und du schlägst die Trommel.“ Der Hund war einverstanden und sie zogen weiter.

Es dauerte nicht lange, da saß eine Katze am Weg und sah aus, als hätte sie alle Probleme der Welt. „Na, was ist denn bei dir schiefgelaufen, alter Stubentiger?“, sprach der Esel. „Wie soll man gut drauf sein, wenn es ums Überleben geht?“, antwortete die Katze. „Weil ich in die Jahre komme, meine Zähne stumpf sind und ich lieber hinter dem Ofen döse, statt Mäuse zu jagen, wollte mich meine Besitzerin ertränken. Ich konnte zwar abhauen, aber jetzt stehe ich doof da: Wo soll ich hin?“ „Komm mit uns nach Bremen. Du kennst dich doch mit nächtlicher Musik aus, da kannst du doch Stadtmusikant werden.“ Die Katze fand die Idee gut und ging mit.

Kurz darauf kamen die drei Ausreißer an einem Bauernhof vorbei. Auf dem Tor saß ein Hahn und schrie aus vollem Hals. „Du schreist ja, dass es einen schüttelt“, sprach der Esel. „Was soll das?“ „Ich habe doch nur schönes Wetter angekündigt“, sagte der Hahn. „Aber weil morgen Gäste kommen, hat die Bäuerin kein Mitleid und der Köchin gesagt, sie wolle mich morgen in der Suppe essen, und heute Abend soll ich schon den Kopf hergeben. Nun schreie ich aus Leibeskräften, solange ich noch kann.“ „Ach was, du Rotschopf“, sagte der Esel, „zieh lieber mit uns fort. Wir gehen nach Bremen. Etwas Besseres als den Tod findest du überall. Du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen Musik machen, dann wird das sicher super.“ Der Hahn ließ sich überzeugen, und so zogen alle vier gemeinsam weiter.

Auf dem Weg nach Bremen

Sie konnten Bremen aber nicht an einem Tag erreichen und kamen abends in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten es sich in den Ästen gemütlich. Der Hahn flog ganz nach oben, wo es für ihn am sichersten war. Bevor er einschlief, sah er sich noch einmal in alle Richtungen um. Da kam es ihm so vor, als sähe er in der Ferne ein kleines Licht und rief seinen Gefährten zu, da müsse doch ein Haus sein, denn dort scheine etwas. Der Esel sagte: „Dann machen wir uns besser auf den Weg dorthin, denn hier ist die Unterkunft miserabel.“ Der Hund meinte, ein paar Knochen mit was dran würden ihm auch gut tun. Also machten sie sich auf den Weg zu dem Licht, das immer heller und größer wurde, bis sie vor einem hell erleuchteten Räuberhaus standen.

Der Esel, als der Größte, ging zum Fenster und spähte hinein. „Was siehst du, Grauer?“, fragte der Hahn. „Was ich sehe?“, antwortete der Esel. „Einen reich gedeckten Tisch mit leckerem Essen und Trinken, und Räuber sitzen daran und gönnen sich was.“ „Das wär doch was für uns“, sprach der Hahn. „Ja, ja, wären wir doch dort!“, sagte der Esel. Da überlegten die Tiere, wie sie die Räuber vertreiben könnten, und fanden schließlich eine Lösung. Der Esel stellte sich mit den Vorderhufen auf das Fensterbrett, der Hund sprang auf seinen Rücken, die Katze kletterte auf den Hund, und zuletzt flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Als sie so bereitstanden, fingen sie nach einem Zeichen alle an, Musik zu machen: Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute und der Hahn krähte. Dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube, dass die Scheiben klirrten. Die Räuber fuhren bei dem schrecklichen Lärm hoch, meinten, ein Gespenst käme herein, und flohen in panischer Angst in den Wald.

Ein Festschmaus

Nun setzten sich die vier Gefährten an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übrig war, und aßen, als ob sie wochenlang gehungert hätten. Als die vier Musikanten satt waren, löschten sie das Licht und suchten sich jeder einen Schlafplatz, der zu ihnen passte. Der Esel legte sich auf den Misthaufen, der Hund hinter die Tür, die Katze auf den Herd in die warme Asche, und der Hahn setzte sich auf den Dachbalken. Und weil sie müde waren von der langen Reise, schliefen sie bald ein.

Nach Mitternacht, als die Räuber von Weitem sahen, dass kein Licht mehr im Haus brannte und alles ruhig schien, sagte der Anführer: „Wir hätten uns nicht so sehr erschrecken lassen sollen.“ Er schickte einen von ihnen los, das Haus zu erkunden. Der Mann ging hin, fand alles still, betrat die Küche, um Licht anzumachen. Weil er die glühenden Augen der Katze für glimmende Kohlen hielt, hielt er ein Streichholz daran. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, fauchte und kratzte. Da erschrak er fürchterlich und rannte zur Hintertür hinaus. Der Hund, der dort lag, sprang auf und biss ihn ins Bein. Und als er über den Hof am Misthaufen vorbeirannte, verpasste ihm der Esel noch einen kräftigen Tritt mit dem Hinterhuf. Der Hahn, vom Lärm aus dem Schlaf geweckt und hellwach, rief vom Balken: „Kikeriki!“ Da rannte der Räuber, so schnell er konnte, zu seinem Anführer zurück und sagte: „Ah, in dem Haus sitzt eine furchtbare Hexe, die hat mich angefaucht und mir mit ihren langen Fingern das Gesicht zerkratzt. Und vor der Tür steht ein Mann mit einem Dolch, der hat mich ins Bein gestochen. Und auf dem Hof liegt ein schwarzes Monster, das hat mit einem Knüppel auf mich eingedroschen. Und oben auf dem Dach, da sitzt ein Polizist, der rief: ‚Bringt mir den Halunken her!‘ Da bin ich nur noch weggerannt.“

Von da an trauten sich die Räuber nicht mehr in das Haus. Den vier Bremer Musikanten aber gefiel es dort so gut, dass sie nicht mehr wegwollten.

 
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from Grimm today

Es war einmal ein kleines, süßes Mädchen, das alle mochten, die es nur sahen. Am liebsten hatte es aber seine Großmutter, die ihm immer etwas schenkte. Einmal gab sie ihm ein rotes Samtkäppchen, und weil es ihm so gut stand und es nichts anderes mehr tragen wollte, nannte man es nur noch Rotkäppchen.

Eines Tages sagte seine Mutter zu ihm: „Komm, Rotkäppchen, hier ist ein Stück Kuchen und eine Flasche Saft. Bring das zu deiner Großmutter. Sie ist krank und wird sich darüber freuen. Mach dich auf den Weg, bevor es zu heiß wird. Und geh ordentlich, verlasse nicht den Weg, sonst fällst du, verschüttest den Saft, und die Großmutter hat nichts. Und wenn du in ihr Haus kommst, vergiss nicht, ‚Guten Morgen‘ zu sagen, und schau nicht neugierig in alle Ecken.“

„Ich mach’s schon richtig“, sagte Rotkäppchen zu seiner Mutter und versprach es ihr. Die Großmutter wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf entfernt.

Als Rotkäppchen in den Wald kam, traf es den Wolf. Rotkäppchen wusste nicht, was das für ein böses Tier war, und hatte keine Angst vor ihm.

„Guten Tag, Rotkäppchen!“, sagte der Wolf. „Guten Tag, Wolf.“ „Wohin gehst du so früh?“ „Zur Großmutter.“ „Was hast du denn da?“ „Kuchen und Saft. Gestern haben wir gebacken, damit sich die kranke Großmutter stärken kann.“ „Rotkäppchen, wo wohnt deine Großmutter?“ „Noch eine Viertelstunde weiter im Wald, bei den drei großen Eichen. Da steht ihr Haus, mit den Haselnusssträuchern davor. Das weißt du doch sicher.“

Der Wolf dachte bei sich: „Dieses zarte Ding ist ein fetter Bissen, noch besser als die Alte. Ich muss schlau vorgehen, um beide zu erwischen.“

Er ging ein Stück neben Rotkäppchen her und sagte dann: „Rotkäppchen, sieh mal, wie schön die Blumen hier sind! Warum schaust du sie dir nicht an? Und hörst du nicht, wie die Vögel so lieblich singen? Du läufst einfach los, als wärst du auf dem Weg zur Schule. Dabei ist es doch so schön hier im Wald.“

Rotkäppchen schaute auf und sah, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume tanzten und überall Blumen blühten. Da dachte es: „Wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß mitbringe, wird sie sich freuen. Es ist noch früh, ich komme bestimmt rechtzeitig an.“

Es verließ den Weg und sammelte Blumen. Immer, wenn es eine gepflückt hatte, sah es weiter hinten eine noch schönere und lief weiter – bis es tief in den Wald hineingeraten war.

Der Wolf aber ging direkt zum Haus der Großmutter und klopfte an die Tür. „Wer ist da?“ „Rotkäppchen. Ich bringe Kuchen und Saft. Mach auf!“ „Drück nur auf die Klinke“, rief die Großmutter. „Ich bin zu schwach, um aufzustehen.“

Der Wolf drückte die Klinke nieder, die Tür sprang auf, und ohne ein Wort zu sagen, ging er zum Bett der Großmutter und verschlang sie. Dann zog er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge zu.

Rotkäppchen hatte unterdessen weiter Blumen gesammelt, bis es so viele hatte, dass es keine mehr tragen konnte. Da fiel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu ihr.

Es wunderte sich, dass die Tür offenstand, und als es ins Zimmer trat, kam ihm alles so seltsam vor. „Mann, bin ich heute nervös“, dachte es. „Sonst bin ich doch immer so gern bei der Großmutter!“

„Guten Morgen!“, rief es – aber niemand antwortete. Dann ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück. Da lag die Großmutter, mit der Haube tief im Gesicht, und sah merkwürdig aus.

„Großmutter, warum hast du so große Ohren?“ „Damit ich dich besser hören kann.“ „Großmutter, warum hast du so große Augen?“ „Damit ich dich besser sehen kann.“ „Großmutter, warum hast du so große Hände?“ „Damich dich besser festhalten kann.“ „Aber Großmutter, warum hast du so ein riesiges Maul?“ „Damit ich dich besser fressen kann!“

Kaum hatte der Wolf das gesagt, sprang er aus dem Bett und verschlang das arme Rotkäppchen.

Als der Wolf satt war, legte er sich wieder hin, schlief ein und fing an, laut zu schnarchen.

Ein Jäger kam gerade vorbei und dachte: „Die alte Frau schnarcht aber laut. Ich sollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist.“ Er trat ins Zimmer und sah den Wolf im Bett liegen.

„Da bist du ja, du alter Schurke!“, sagte er. „Lange habe ich dich gesucht.“ Er wollte schon sein Gewehr anlegen, da dachte er, der Wolf könnte die Großmutter gefressen haben – und vielleicht war sie noch zu retten. Also schoss er nicht, sondern nahm eine Schere und schnitt dem schlafenden Wolf den Bauch auf.

Nach ein paar Schnitten sah er das rote Käppchen leuchten, und nach ein paar weiteren sprang das Mädchen heraus und rief: „Ah, war das gruselig! So dunkel war es im Bauch des Wolfs!“

Dann kam auch die Großmutter lebend heraus, doch sie konnte kaum atmen.

Rotkäppchen holte schnell ein paar große Steine, und sie stopften sie dem Wolf in den Bauch. Als der Wolf aufwachte, wollte er weglaufen – aber die Steine waren so schwer, dass er gleich umfiel und tot liegen blieb.

Alle drei waren froh: Der Jäger nahm dem Wolf das Fell ab und ging damit nach Hause. Die Großmutter aß den Kuchen und trank den Saft, den Rotkäppchen gebracht hatte, und wurde wieder gesund.

Rotkäppchen aber dachte: „Ich werde nie wieder allein vom Weg ab in den Wald laufen, wenn Mama es mir verboten hat.“

 
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from Grimm today

Eine alleinerziehende Mutter hatte zwei Töchter: eine war hübsch und fleißig, die andere hässlich und faul. Doch die Mutter mochte die faule Tochter viel lieber, weil es ihr eigenes Kind war. Die andere musste alle Arbeit im Haus erledigen und war so etwas wie das Mädchen für alles.

Das arme Mädchen musste jeden Tag an einem Brunnen am Straßenrand sitzen und so viel spinnen, dass seine Finger blutig wurden. Einmal war die Spule ganz voll von Blut, also beugte es sich über den Brunnen, um sie abzuwaschen. Doch die Spule rutschte ihm aus der Hand und fiel ins Wasser. Weinend lief es zur Stiefmutter und erzählte ihr, was passiert war. Doch die schimpfte nur: „Wenn du die Spule runtergeworfen hast, dann hol sie auch wieder herauf!“

Verzweifelt ging das Mädchen zum Brunnen zurück. Es wusste nicht, was es tun sollte, und vor lauter Angst sprang es hinein, um die Spule zu suchen. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen, und als es wieder zu sich kam, lag es auf einer wunderschönen Wiese, wo die Sonne schien und tausend Blumen blühten.

Es ging weiter und kam zu einem Backofen, der voller Brot war. Das Brot rief: „Oh, hol mich raus, hol mich raus, sonst verbrenne ich! Ich bin schon längst fertig gebacken.“ Da nahm das Mädchen den Brotschieber und holte jedes Brot sorgfältig heraus.

Weiter ging es, bis es zu einem Apfelbaum kam. Der rief: „Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle reif!“ Also schüttelte das Mädchen den Baum, bis alle Äpfel herunterfielen wie Regen. Es sammelte sie ordentlich auf und ging dann weiter.

Schließlich kam es zu einem kleinen Haus. Darin saß eine alte Frau mit großen Zähnen, sodass das Mädchen erschrak und weglaufen wollte. Doch die Frau rief: „Warum hast du Angst, mein Kind? Bleib bei mir! Wenn du alles im Haus ordentlich machst, soll es dir gut gehen. Du musst nur mein Bett gut schütteln, damit die Federn fliegen – dann schneit es auf der Welt. Ich bin die Frau Holle.“

Weil die Alte so freundlich war, fasste das Mädchen Mut und blieb. Es arbeitete fleißig und schüttelte das Bett kräftig, sodass die Federn wie Schneeflocken umherflogen. Dafür wurde es gut behandelt, bekam leckeres Essen und nie ein böses Wort.

Doch nach einer Weile bekam das Mädchen Heimweh. Obwohl es hier viel besser lebte als zu Hause, vermisste es seine Familie. Also sagte es zu Frau Holle: „Ich möchte wieder nach Hause.“

Frau Holle antwortete: „Weil du so treu gearbeitet hast, bringe ich dich selbst zurück.“ Sie führte es zu einem großen Tor. Als das Mädchen hindurchging, regnete es Gold, und alles blieb an ihm hängen. „Das ist dein Lohn für deinen Fleiß“, sagte Frau Holle und gab ihm auch die verlorene Spule zurück. Dann schloss sich das Tor.

Das Mädchen stand plötzlich vor dem Haus seiner Mutter. Als es in den Hof trat, krähte der Hahn auf dem Brunnen:

„Kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder hie’!“

Die Mutter und die Schwester empfingen es freundlich, denn das Gold beeindruckte sie. Als sie hörten, wie der Reichtum zustande gekommen war, wollte die Mutter dasselbe Glück auch für die faule Tochter.

Also setzte sich diese an den Brunnen und stach sich absichtlich in den Finger, um die Spule blutig zu machen. Dann warf sie sie ins Wasser und sprang hinterher.

Sie landete auf der schönen Wiese und ging denselben Weg. Als das Brot im Ofen um Hilfe rief: „Oh, hol mich raus, hol mich raus, sonst verbrenne ich! Ich bin schon längst fertig gebacken“, antwortete sie nur: „Ich mach mich doch nicht schmutzig!“

Der Apfelbaum bat: „Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle reif!“, doch sie sagte: „Als ob ich mir einen Apfel auf den Kopf fallen lassen würde!“

Bei Frau Holle fürchtete sie sich nicht, denn sie wusste von den großen Zähnen. Am ersten Tag arbeitete sie noch halbwegs, aber schon am zweiten wurde sie faul, und am dritten stand sie kaum noch auf. Sie schüttelte das Bett nicht richtig auf, sodass keine Federn flogen.

Frau Holle hatte genug und entließ sie. Die Faule freute sich schon auf das Gold, doch als sie unter dem Tor stand, goss es statt Gold einen Kessel voll klebrigen Pech über sie aus.

„Das ist der Lohn für deine Arbeit“, sagte Frau Holle und schloss das Tor.

Die Faule kam pechverschmiert nach Hause, und der Hahn krähte:

„Kikeriki, unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hier!“

Das Pech blieb für immer an ihr kleben – und sie musste ihr Leben lang damit herumlaufen.

 
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