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Hier sind die neuesten öffentlichen Beiträge aus Blöglis.

from Johannes’ Blögli

Wenn ich so durch's Internet streife, sehe ich ab und zu interessante Artikel, die ich spontan auf meiner Links-Seite teile. Aber das Bloggen fing ja mal an mit Linktipps, deshalb gebe ich die Hinweise gerne noch einmal gesammelt wieder.

⚠️ Schützen Trigger-Warnungen wirklich – oder schaden sie eher? „Eine neue Studie kommt zu einem klaren Ergebnis: Anstatt abzuschrecken, machen Trigger-Warnungen sensible Inhalte noch attraktiver. Auch vorbelastete Menschen klicken die Posts aus Neugier an.“

🧑‍🦯 6 Punkte entsprechen 6 Bit: Warum die Brailleschrift bis heute konkurrenzlos ist Für Anwendungen auf dem Computer bekam die Brailleschrift zwei Punkte mehr.

🚦 Forscher wollen eine vierte Ampelfarbe, um ein Verkehrsproblem der Zukunft zu lösen Bei rot bleibst du stehen, bei weiß kannst du fahren.

🤳🏻 Social-Media-Trends: Mitmachen oder nicht? „Auf TikTok essen jetzt alle Pudding mit Gabeln. Instagram wird geflutet von Videos im ultraschmalen Format. Social-Media-Trends tauchen auf und verschwinden oft genauso schnell wieder, wie sie gekommen sind.“

🚴 A Human on a Bicycle Is among the Most Efficient Forms of Travel in the Animal Kingdom “Humans aren’t very efficient movers—until you put us on a bicycle, when we become some of the most energy-efficient land travelers in the animal kingdom. For Scientific American’s 180th birthday, we’ve updated a classic graphic comparing different forms of animal locomotion, first published in this magazine in 1973.”

🕰️ Schluss mit dem Uhrenchaos? Warum die EU die Zeitumstellung nicht abschafft Ich glaube nicht, dass ich noch erleben werde, dass sich die Länder bei diesem Thema einigen.

 
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from Johannes’ Blögli

Weil ich es heute Morgen in Thomas Gigolds Sieben:30-Newsletter wieder las und weil Bloggen ja auch Statusbestimmung im Laufe der Zeit ist, möchte ich mal kurz meine derzeitige (!) Meinung zu Social-Media-Verboten für Kinder und Jugendliche festhalten.

Ich bin derzeit (!) für ein Social-Media-Verbot bis zum 14. Lebensjahr.

Argumente für ein Verbot:

  • Gefahren für die psychische Gesundheit: In den noch frühen Entwicklungsphasen bilden Kinder erst ihre Identität und das Selbstwertgefühl aus. Die in Social Media dargebotene „Realität“ spiegelt allzu oft falsche Erwartungen wieder und können irreparable Schäden an der Psyche anrichten. Themen wie Einsamkeit oder Anpassungsdruck werden häufig diskutiert.
  • Suchteffekte und Kontrollverlust: Die Plattformen sind gezielt so gestaltet, dass sie ihre Nutzer:innen möglichst lange fesseln. Algorithmen, die auf maximale Reizdichte optimiert sind und Features wie der „Infinity Scroll“ machen es jungen Nutzenden (und nicht nur denen) schwer, sich wieder loszureißen.
  • Negative Auswirkungen auf schulische Leistungen: Die intensive Nutzung von Social Media geht oft mit schlechteren Lernleistungen einher, insbesondere im Bereich der Lesekompetenz, wie die PISA-Studie 2022 gezeigt hat.
  • Und persönlich aus Sicht eines Erziehungsberechtigten: Ich glaube, dass es mir leichter fallen wird, ein Verbot durchzusetzen, wenn ich mit gesetzlichen Vorschriften argumentieren kann. (Ich weiß allerdings auch, dass das keine Medienbildung ersetzt.)

Argumente gegen ein Verbot

  • Recht auf digitale Teilhabe: Soziale Medien sind ein fester Bestandteil der Lebenswelt von Jugendlichen. Die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) betont, dass Kinder gemäß der UN-Kinderrechtskonvention ein Recht auf Teilhabe an Medien haben – dazu gehören heute auch soziale Netzwerke. Ein vollständiger Ausschluss verletze dieses Recht.
  • Verlagerung der Nutzung ins Verborgene: Ein Verbot würde die Nutzung nicht beenden, sondern nur in weniger zugängliche Bereiche treiben. Aber dann ohne jegliche Begleitung und Schutz durch die Eltern. Schon heute werden bestehende Altersbeschränkungen spielerisch umgegangen, auch wenn ihre Barrieren nicht besonders hoch sind. Ein Verbot würde diese problematische Situation verstärken.
  • Verpasste Chancen für Medienkompetenz: Kritiker eines Verbots vergleichen es mit dem Versuch, Fahrradfahren zu verbieten, anstatt es beizubringen. Die Herausforderungen sozialer Medien ließen sich nicht durch autoritäre Ansagen von oben lösen, sondern nur durch pädagogische Konzepte und die Stärkung der Medienkompetenz – in der Schule und im Elternhaus. Wie ich oben schon schrieb: Ein Verbot ersetzt nicht Medienbildung.

Umsetzungsprobleme

Neben den Argumenten gegen ein Verbot könnte es auch an der Umsetzung scheitern.

  • Rechtliche Umsetzung: Es ist nicht so leicht, so ein Verbot überhaupt in geltendes Recht umzuwandeln. Ein nationaler Alleingang, wie beispielsweise in Frankreich diskutiert, wird wahrscheinlich an Europa scheitern, wo Social Media bereits im Digital Services Act (DSA) reguliert wird. Zudem unterliegen die großen Plattformen aufgrund des Herkunftslandprinzips dem irischen Recht, nicht dem deutschen, den dort haben sie meist ihre offiziellen Sitze.
  • Technische Umsetzung: Nach wie vor ungeklärt ist auch, wie ein Verbot technisch umgesetzt werden soll. Derzeitige Alterskontrollen („Sind Sie mindestens 18 Jahre? Klicken Sie hier!“) verdienen kaum den Namen. Niemand möchte andererseits den Personalausweis bei Meta hochladen. Es braucht daher eine neutrale Verifikationsinstanz, was so sperrig klingt, wie es kompliziert ist.

Es spricht also mehr gegen ein Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche. Meine Meinung kann sich daher noch ändern. So oder so müssen wir noch mehr an der Medienkompetenz arbeiten. Wir Erwachsenen auch. Es sollte darüber hinaus zum Bildungsauftrag der Schulen gehören, digitale Fähigkeiten zu vermitteln.

 
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from Johannes’ Blögli

Es ist so lächerlich und eine richtige Nebelkerze, die da gerade in Brüssel gezündet wurde. Vegetarische und vegane Produkte dürfen nicht mehr „Wurst“ oder „Fleisch“ genannt werden.

Das ist das Aus für die Veggie-Wurst: Das EU-Parlament hat heute beschlossen, dass in Zukunft nur noch Produkte aus Fleisch einen Namen wie „Schnitzel“, „Wurst“ oder „Steak“ tragen dürfen. Jetzt muss das geplante Gesetz aber noch mit den 27 Mitgliedstaaten verhandelt werden. Vegetarische oder vegane Fleischalternativen brauchen eine neue Bezeichnung. (Quelle)

Wer das richtig findet, muss auch fordern, dass das Schnitzel umbenannt wird. Das Wort Schnitzel leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort sniz ab, das „Schnitt“ bedeutet. Linguistisch gesehen ist “Schnitzel” eine Verkleinerungsform (Diminutiv) von sniz bzw. im Spätmittelhochdeutschen von snitzel, was ursprünglich ein „abgeschnittenes Stück“ (zum Beispiel von Obst) meinte.

Und folgende Produkte (Liste nicht vollständig) müssen auch dringend umbenannt werden:

  • Leberkäse – Enthält traditionell weder Leber noch Käse.
  • Fleischkäse – Kein Käse enthalten.
  • Falscher Hase – Hackbraten, benannt nach einem Hasen, enthält aber kein Hasenfleisch.
  • Mäusespeck – Weiches Schaumzucker-Konfekt, enthält weder Mäuse noch Speck.
  • Katzenzungen – Schokoladenkonfekt in Zungenform, kein Bezug zu Katzen.
  • Kalbsleberwurst – Manche Varianten enthalten zwar Leber, aber nicht vom Kalb.
  • Käsefüße (Knabbergebäck) – Bezieht sich auf den angeblichen Geruch, enthält aber keinen Käse.
  • Sonnenmilch – Hautpflegeprodukt, enthält keine Milch.
  • Tiger Balm – Traditionelles asiatisches Medikament, enthält keinen Tigerbestandteil.
  • Pferdesalbe – Benannt nach dem ursprünglichen Einsatzzweck bei Pferden, enthält kein Pferd.
  • Gänsehaut (als Redewendung für Hautpflegeeffekte etc.) – Wird teilweise als Produktname/-effekt verwendet, ohne echte Gänsehaut oder Gans.
  • Seidenmilch (beispielsweise in Kosmetik) – Rein pflanzlich/synthetisch, keine Milch, keine Seide von Tieren.
  • Walnüsse – Enthalten keine Wale. 🐋

Leute, es gibt so viele wichtige Probleme auf der Welt und ihr wollt, dass wir uns damit beschäftigen?

 
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from Johannes’ Blögli

Die etwas vertrackte Situation um Jan Böhmermanns nicht stattfindende Konzerte, hat die heutige „Altpapier“-Kolumne von Ralf Heimann gut aufgearbeitet. Und nicht nur das, er stellt das auch in eine Reihe mit so etlichen Kulturkämpfen, die in jüngerer Zeit in Deutschland ausgefochten werden und hinter denen – man staune, man staune – allzu oft das Schrei- und Verschwörungsportal Nius steckt. Es ist etwas beängstigend, wie es dieser in ein Onlineangebot gegossene Molotowcocktail immer wieder schafft, die politische Agenda zu bestimmen.

Irgendwann kommt das Gespräch dann auf “Nius”, die Plattform, die ihre Rolle sowohl in der Sache Brosius-Gersdorf als auch im Fall Julia Ruhs und nun bei Böhmermanns Ausstellungsdebakel als die eines Brandbeschleunigers fehldeutet – und in der CDU offenbar irrtümlich als Informationsquelle verstanden wird.

Am Ende ist es dann halt doch die Angst der CDU, am rechten Rand zu erodieren. Dafür nimmt man auch in Kauf, immer mehr das Maß und die Mitte zu verlieren.

Davon ab: Was hat Böhmermann geritten, die Korridore des Sagbaren nicht zu weiten, sondern vor Weimer zu kuschen? Ich begreife es nicht.

 
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from Johannes’ Blögli

Es ist wichtig, sein Köpfchen bei Laune zu halten und es gibt ein paar Angebote im Internet, die ich fast täglich nutze. Ideal fürs Klo oder kurze Pausen bei der Bildschirmarbeit.

  • Das Daily City Riddle schult meine geografischen Fähigkeiten. Manchmal staune ich, was es für Städte auf der Welt gibt; dann falle ich auch gern mal in ein Rabbithole. Noch mehr staune ich jedoch, dass ich so manche Stadt schon im zweiten oder dritten Versuch treffe.
  • Das Past Puzzle schult meine historischen Kenntnisse. Beim Jahreszahlenraten liege ich deutlich häufiger falsch als richtig. Aber dabei lernt man ja am meisten.
  • GridWords ist eine deutsche Wordle-Version, die ich mit großem ERNST spiele.
  • Das Original Wordle spiele ich aber fast noch lieber, weil ich da meine englischen Hirnareale trainieren kann.
  • Das gleiche gilt für Strands, auch von der New York Times, bei dem man klassisch Wörter finden muss. Ich mag diese Rätselart eigentlich gar nicht, aber mit englischen Wörtern bekommt es den besonderen Kick.
 
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from Grimm today

Ein Mann hatte einen Esel, der schon viele Jahre lang unermüdlich Säcke zum Müller gebracht hatte. Doch allmählich ließen seine Kräfte nach, und er wurde für die Arbeit immer unbrauchbarer. Da überlegte sein Besitzer, ihn loszuwerden. Der Esel aber merkte, dass sein Herr etwas Böses im Schilde führte, machte sich davon und nahm Kurs auf Bremen. Dort, so dachte er, könnte er doch sicher Stadtmusikant werden.

Nach einer Weile traf er einen Jagdhund am Wegrand liegen, der völlig ausgepumpt nach Luft schnappte. „Hey, warum hechelst du so, alter Junge?“, fragte der Esel. „Ach“, sagte der Hund, „weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde und nicht mehr richtig jagen kann, wollte mich mein Herr erschießen. Da bin ich abgehauen. Aber wie soll ich jetzt mein Futter verdienen?“ „Weißt du was?“, meinte der Esel, „ich gehe nach Bremen, um dort Stadtmusikant zu werden. Komm mit und lass dich auch für die Musik anheuern. Ich spiele Gitarre, und du schlägst die Trommel.“ Der Hund war einverstanden und sie zogen weiter.

Es dauerte nicht lange, da saß eine Katze am Weg und sah aus, als hätte sie alle Probleme der Welt. „Na, was ist denn bei dir schiefgelaufen, alter Stubentiger?“, sprach der Esel. „Wie soll man gut drauf sein, wenn es ums Überleben geht?“, antwortete die Katze. „Weil ich in die Jahre komme, meine Zähne stumpf sind und ich lieber hinter dem Ofen döse, statt Mäuse zu jagen, wollte mich meine Besitzerin ertränken. Ich konnte zwar abhauen, aber jetzt stehe ich doof da: Wo soll ich hin?“ „Komm mit uns nach Bremen. Du kennst dich doch mit nächtlicher Musik aus, da kannst du doch Stadtmusikant werden.“ Die Katze fand die Idee gut und ging mit.

Kurz darauf kamen die drei Ausreißer an einem Bauernhof vorbei. Auf dem Tor saß ein Hahn und schrie aus vollem Hals. „Du schreist ja, dass es einen schüttelt“, sprach der Esel. „Was soll das?“ „Ich habe doch nur schönes Wetter angekündigt“, sagte der Hahn. „Aber weil morgen Gäste kommen, hat die Bäuerin kein Mitleid und der Köchin gesagt, sie wolle mich morgen in der Suppe essen, und heute Abend soll ich schon den Kopf hergeben. Nun schreie ich aus Leibeskräften, solange ich noch kann.“ „Ach was, du Rotschopf“, sagte der Esel, „zieh lieber mit uns fort. Wir gehen nach Bremen. Etwas Besseres als den Tod findest du überall. Du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen Musik machen, dann wird das sicher super.“ Der Hahn ließ sich überzeugen, und so zogen alle vier gemeinsam weiter.

Auf dem Weg nach Bremen

Sie konnten Bremen aber nicht an einem Tag erreichen und kamen abends in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten es sich in den Ästen gemütlich. Der Hahn flog ganz nach oben, wo es für ihn am sichersten war. Bevor er einschlief, sah er sich noch einmal in alle Richtungen um. Da kam es ihm so vor, als sähe er in der Ferne ein kleines Licht und rief seinen Gefährten zu, da müsse doch ein Haus sein, denn dort scheine etwas. Der Esel sagte: „Dann machen wir uns besser auf den Weg dorthin, denn hier ist die Unterkunft miserabel.“ Der Hund meinte, ein paar Knochen mit was dran würden ihm auch gut tun. Also machten sie sich auf den Weg zu dem Licht, das immer heller und größer wurde, bis sie vor einem hell erleuchteten Räuberhaus standen.

Der Esel, als der Größte, ging zum Fenster und spähte hinein. „Was siehst du, Grauer?“, fragte der Hahn. „Was ich sehe?“, antwortete der Esel. „Einen reich gedeckten Tisch mit leckerem Essen und Trinken, und Räuber sitzen daran und gönnen sich was.“ „Das wär doch was für uns“, sprach der Hahn. „Ja, ja, wären wir doch dort!“, sagte der Esel. Da überlegten die Tiere, wie sie die Räuber vertreiben könnten, und fanden schließlich eine Lösung. Der Esel stellte sich mit den Vorderhufen auf das Fensterbrett, der Hund sprang auf seinen Rücken, die Katze kletterte auf den Hund, und zuletzt flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Als sie so bereitstanden, fingen sie nach einem Zeichen alle an, Musik zu machen: Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute und der Hahn krähte. Dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube, dass die Scheiben klirrten. Die Räuber fuhren bei dem schrecklichen Lärm hoch, meinten, ein Gespenst käme herein, und flohen in panischer Angst in den Wald.

Ein Festschmaus

Nun setzten sich die vier Gefährten an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übrig war, und aßen, als ob sie wochenlang gehungert hätten. Als die vier Musikanten satt waren, löschten sie das Licht und suchten sich jeder einen Schlafplatz, der zu ihnen passte. Der Esel legte sich auf den Misthaufen, der Hund hinter die Tür, die Katze auf den Herd in die warme Asche, und der Hahn setzte sich auf den Dachbalken. Und weil sie müde waren von der langen Reise, schliefen sie bald ein.

Nach Mitternacht, als die Räuber von Weitem sahen, dass kein Licht mehr im Haus brannte und alles ruhig schien, sagte der Anführer: „Wir hätten uns nicht so sehr erschrecken lassen sollen.“ Er schickte einen von ihnen los, das Haus zu erkunden. Der Mann ging hin, fand alles still, betrat die Küche, um Licht anzumachen. Weil er die glühenden Augen der Katze für glimmende Kohlen hielt, hielt er ein Streichholz daran. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, fauchte und kratzte. Da erschrak er fürchterlich und rannte zur Hintertür hinaus. Der Hund, der dort lag, sprang auf und biss ihn ins Bein. Und als er über den Hof am Misthaufen vorbeirannte, verpasste ihm der Esel noch einen kräftigen Tritt mit dem Hinterhuf. Der Hahn, vom Lärm aus dem Schlaf geweckt und hellwach, rief vom Balken: „Kikeriki!“ Da rannte der Räuber, so schnell er konnte, zu seinem Anführer zurück und sagte: „Ah, in dem Haus sitzt eine furchtbare Hexe, die hat mich angefaucht und mir mit ihren langen Fingern das Gesicht zerkratzt. Und vor der Tür steht ein Mann mit einem Dolch, der hat mich ins Bein gestochen. Und auf dem Hof liegt ein schwarzes Monster, das hat mit einem Knüppel auf mich eingedroschen. Und oben auf dem Dach, da sitzt ein Polizist, der rief: ‚Bringt mir den Halunken her!‘ Da bin ich nur noch weggerannt.“

Von da an trauten sich die Räuber nicht mehr in das Haus. Den vier Bremer Musikanten aber gefiel es dort so gut, dass sie nicht mehr wegwollten.

 
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from Grimm today

Es war einmal ein kleines, süßes Mädchen, das alle mochten, die es nur sahen. Am liebsten hatte es aber seine Großmutter, die ihm immer etwas schenkte. Einmal gab sie ihm ein rotes Samtkäppchen, und weil es ihm so gut stand und es nichts anderes mehr tragen wollte, nannte man es nur noch Rotkäppchen.

Eines Tages sagte seine Mutter zu ihm: „Komm, Rotkäppchen, hier ist ein Stück Kuchen und eine Flasche Saft. Bring das zu deiner Großmutter. Sie ist krank und wird sich darüber freuen. Mach dich auf den Weg, bevor es zu heiß wird. Und geh ordentlich, verlasse nicht den Weg, sonst fällst du, verschüttest den Saft, und die Großmutter hat nichts. Und wenn du in ihr Haus kommst, vergiss nicht, ‚Guten Morgen‘ zu sagen, und schau nicht neugierig in alle Ecken.“

„Ich mach’s schon richtig“, sagte Rotkäppchen zu seiner Mutter und versprach es ihr. Die Großmutter wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf entfernt.

Als Rotkäppchen in den Wald kam, traf es den Wolf. Rotkäppchen wusste nicht, was das für ein böses Tier war, und hatte keine Angst vor ihm.

„Guten Tag, Rotkäppchen!“, sagte der Wolf. „Guten Tag, Wolf.“ „Wohin gehst du so früh?“ „Zur Großmutter.“ „Was hast du denn da?“ „Kuchen und Saft. Gestern haben wir gebacken, damit sich die kranke Großmutter stärken kann.“ „Rotkäppchen, wo wohnt deine Großmutter?“ „Noch eine Viertelstunde weiter im Wald, bei den drei großen Eichen. Da steht ihr Haus, mit den Haselnusssträuchern davor. Das weißt du doch sicher.“

Der Wolf dachte bei sich: „Dieses zarte Ding ist ein fetter Bissen, noch besser als die Alte. Ich muss schlau vorgehen, um beide zu erwischen.“

Er ging ein Stück neben Rotkäppchen her und sagte dann: „Rotkäppchen, sieh mal, wie schön die Blumen hier sind! Warum schaust du sie dir nicht an? Und hörst du nicht, wie die Vögel so lieblich singen? Du läufst einfach los, als wärst du auf dem Weg zur Schule. Dabei ist es doch so schön hier im Wald.“

Rotkäppchen schaute auf und sah, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume tanzten und überall Blumen blühten. Da dachte es: „Wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß mitbringe, wird sie sich freuen. Es ist noch früh, ich komme bestimmt rechtzeitig an.“

Es verließ den Weg und sammelte Blumen. Immer, wenn es eine gepflückt hatte, sah es weiter hinten eine noch schönere und lief weiter – bis es tief in den Wald hineingeraten war.

Der Wolf aber ging direkt zum Haus der Großmutter und klopfte an die Tür. „Wer ist da?“ „Rotkäppchen. Ich bringe Kuchen und Saft. Mach auf!“ „Drück nur auf die Klinke“, rief die Großmutter. „Ich bin zu schwach, um aufzustehen.“

Der Wolf drückte die Klinke nieder, die Tür sprang auf, und ohne ein Wort zu sagen, ging er zum Bett der Großmutter und verschlang sie. Dann zog er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge zu.

Rotkäppchen hatte unterdessen weiter Blumen gesammelt, bis es so viele hatte, dass es keine mehr tragen konnte. Da fiel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu ihr.

Es wunderte sich, dass die Tür offenstand, und als es ins Zimmer trat, kam ihm alles so seltsam vor. „Mann, bin ich heute nervös“, dachte es. „Sonst bin ich doch immer so gern bei der Großmutter!“

„Guten Morgen!“, rief es – aber niemand antwortete. Dann ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück. Da lag die Großmutter, mit der Haube tief im Gesicht, und sah merkwürdig aus.

„Großmutter, warum hast du so große Ohren?“ „Damit ich dich besser hören kann.“ „Großmutter, warum hast du so große Augen?“ „Damit ich dich besser sehen kann.“ „Großmutter, warum hast du so große Hände?“ „Damich dich besser festhalten kann.“ „Aber Großmutter, warum hast du so ein riesiges Maul?“ „Damit ich dich besser fressen kann!“

Kaum hatte der Wolf das gesagt, sprang er aus dem Bett und verschlang das arme Rotkäppchen.

Als der Wolf satt war, legte er sich wieder hin, schlief ein und fing an, laut zu schnarchen.

Ein Jäger kam gerade vorbei und dachte: „Die alte Frau schnarcht aber laut. Ich sollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist.“ Er trat ins Zimmer und sah den Wolf im Bett liegen.

„Da bist du ja, du alter Schurke!“, sagte er. „Lange habe ich dich gesucht.“ Er wollte schon sein Gewehr anlegen, da dachte er, der Wolf könnte die Großmutter gefressen haben – und vielleicht war sie noch zu retten. Also schoss er nicht, sondern nahm eine Schere und schnitt dem schlafenden Wolf den Bauch auf.

Nach ein paar Schnitten sah er das rote Käppchen leuchten, und nach ein paar weiteren sprang das Mädchen heraus und rief: „Ah, war das gruselig! So dunkel war es im Bauch des Wolfs!“

Dann kam auch die Großmutter lebend heraus, doch sie konnte kaum atmen.

Rotkäppchen holte schnell ein paar große Steine, und sie stopften sie dem Wolf in den Bauch. Als der Wolf aufwachte, wollte er weglaufen – aber die Steine waren so schwer, dass er gleich umfiel und tot liegen blieb.

Alle drei waren froh: Der Jäger nahm dem Wolf das Fell ab und ging damit nach Hause. Die Großmutter aß den Kuchen und trank den Saft, den Rotkäppchen gebracht hatte, und wurde wieder gesund.

Rotkäppchen aber dachte: „Ich werde nie wieder allein vom Weg ab in den Wald laufen, wenn Mama es mir verboten hat.“

 
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from Grimm today

Eine alleinerziehende Mutter hatte zwei Töchter: eine war hübsch und fleißig, die andere hässlich und faul. Doch die Mutter mochte die faule Tochter viel lieber, weil es ihr eigenes Kind war. Die andere musste alle Arbeit im Haus erledigen und war so etwas wie das Mädchen für alles.

Das arme Mädchen musste jeden Tag an einem Brunnen am Straßenrand sitzen und so viel spinnen, dass seine Finger blutig wurden. Einmal war die Spule ganz voll von Blut, also beugte es sich über den Brunnen, um sie abzuwaschen. Doch die Spule rutschte ihm aus der Hand und fiel ins Wasser. Weinend lief es zur Stiefmutter und erzählte ihr, was passiert war. Doch die schimpfte nur: „Wenn du die Spule runtergeworfen hast, dann hol sie auch wieder herauf!“

Verzweifelt ging das Mädchen zum Brunnen zurück. Es wusste nicht, was es tun sollte, und vor lauter Angst sprang es hinein, um die Spule zu suchen. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen, und als es wieder zu sich kam, lag es auf einer wunderschönen Wiese, wo die Sonne schien und tausend Blumen blühten.

Es ging weiter und kam zu einem Backofen, der voller Brot war. Das Brot rief: „Oh, hol mich raus, hol mich raus, sonst verbrenne ich! Ich bin schon längst fertig gebacken.“ Da nahm das Mädchen den Brotschieber und holte jedes Brot sorgfältig heraus.

Weiter ging es, bis es zu einem Apfelbaum kam. Der rief: „Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle reif!“ Also schüttelte das Mädchen den Baum, bis alle Äpfel herunterfielen wie Regen. Es sammelte sie ordentlich auf und ging dann weiter.

Schließlich kam es zu einem kleinen Haus. Darin saß eine alte Frau mit großen Zähnen, sodass das Mädchen erschrak und weglaufen wollte. Doch die Frau rief: „Warum hast du Angst, mein Kind? Bleib bei mir! Wenn du alles im Haus ordentlich machst, soll es dir gut gehen. Du musst nur mein Bett gut schütteln, damit die Federn fliegen – dann schneit es auf der Welt. Ich bin die Frau Holle.“

Weil die Alte so freundlich war, fasste das Mädchen Mut und blieb. Es arbeitete fleißig und schüttelte das Bett kräftig, sodass die Federn wie Schneeflocken umherflogen. Dafür wurde es gut behandelt, bekam leckeres Essen und nie ein böses Wort.

Doch nach einer Weile bekam das Mädchen Heimweh. Obwohl es hier viel besser lebte als zu Hause, vermisste es seine Familie. Also sagte es zu Frau Holle: „Ich möchte wieder nach Hause.“

Frau Holle antwortete: „Weil du so treu gearbeitet hast, bringe ich dich selbst zurück.“ Sie führte es zu einem großen Tor. Als das Mädchen hindurchging, regnete es Gold, und alles blieb an ihm hängen. „Das ist dein Lohn für deinen Fleiß“, sagte Frau Holle und gab ihm auch die verlorene Spule zurück. Dann schloss sich das Tor.

Das Mädchen stand plötzlich vor dem Haus seiner Mutter. Als es in den Hof trat, krähte der Hahn auf dem Brunnen:

„Kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder hie’!“

Die Mutter und die Schwester empfingen es freundlich, denn das Gold beeindruckte sie. Als sie hörten, wie der Reichtum zustande gekommen war, wollte die Mutter dasselbe Glück auch für die faule Tochter.

Also setzte sich diese an den Brunnen und stach sich absichtlich in den Finger, um die Spule blutig zu machen. Dann warf sie sie ins Wasser und sprang hinterher.

Sie landete auf der schönen Wiese und ging denselben Weg. Als das Brot im Ofen um Hilfe rief: „Oh, hol mich raus, hol mich raus, sonst verbrenne ich! Ich bin schon längst fertig gebacken“, antwortete sie nur: „Ich mach mich doch nicht schmutzig!“

Der Apfelbaum bat: „Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle reif!“, doch sie sagte: „Als ob ich mir einen Apfel auf den Kopf fallen lassen würde!“

Bei Frau Holle fürchtete sie sich nicht, denn sie wusste von den großen Zähnen. Am ersten Tag arbeitete sie noch halbwegs, aber schon am zweiten wurde sie faul, und am dritten stand sie kaum noch auf. Sie schüttelte das Bett nicht richtig auf, sodass keine Federn flogen.

Frau Holle hatte genug und entließ sie. Die Faule freute sich schon auf das Gold, doch als sie unter dem Tor stand, goss es statt Gold einen Kessel voll klebrigen Pech über sie aus.

„Das ist der Lohn für deine Arbeit“, sagte Frau Holle und schloss das Tor.

Die Faule kam pechverschmiert nach Hause, und der Hahn krähte:

„Kikeriki, unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hier!“

Das Pech blieb für immer an ihr kleben – und sie musste ihr Leben lang damit herumlaufen.

 
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from Grimm today

Es lebte einmal ein wohlhabender Mann, dessen Frau schwer krank wurde. Bevor sie starb, bat sie ihre Tochter an ihr Krankenbett. „Liebes Kind, bleib immer gut und freundlich, dann wird das Leben dir wohlgesonnen sein, und ich werde immer bei dir sein, auch wenn du mich nicht sehen kannst.“ Wenig später schloss sie für immer die Augen. Das Mädchen besuchte täglich das Grab ihrer Mutter, weinte und blieb gut und freundlich.

Es kam der Winter und als im Frühling die Sonne den Schnee schmelzen ließ, heiratete der Vater eine neue Frau. Sie brachte zwei Töchter mit ins Haus, die zwar hübsch aussahen, aber sehr gemein und grausam waren. Eine harte Zeit begann für das arme Mädchen. „Soll die dumme Gans bei uns im Wohnzimmer sitzen?“, sagten sie. „Wer essen will, muss es sich verdienen! Ab in die Küche mit der Magd.“ Sie nahmen ihr die schönen Kleider weg, zogen ihr einen alten grauen Kittel an und gaben ihr klobige Holzschuhe. „Schaut mal, die Prinzessin!“, lachten sie aus und brachten sie in die Küche.

Dort musste sie von morgens bis abends schwer arbeiten: Wasser holen, Feuer machen, kochen und waschen. Die Schwestern machten ihr zusätzlich das Leben schwer, hänselten sie und schütteten Erbsen und Linsen in die Asche, sodass sie sie heraussuchen musste. Abends, wenn sie sich müde gearbeitet hatte, durfte sie nicht ins Bett, sondern musste in der Asche neben dem Herd schlafen. Deshalb war sie immer schmutzig und wurde Aschenputtel genannt.

Ein Wunsch geht in Erfüllung

Eines Tages wollte der Vater einkaufen gehen und fragte seine Stieftöchter, was er ihnen mitbringen sollte. „Schöne Kleider!“, sagte die eine. „Perlen und Edelsteine!“, rief die andere. „Und du, Aschenputtel, was möchtest du?“, fragte er. „Papa, brich mir das erste Zweiglein ab, das dir auf dem Heimweg an den Hut stößt.“ Also kaufte er für die Stiefschwestern Kleider, Perlen und Edelsteine. Auf dem Rückweg, als er unter einem Haselstrauch ritt, streifte ein Zweig seinen Hut, und er brach ihn ab, um ihn Aschenputtel zu geben.

Zuhause überreichte er den Schwestern ihre Geschenke und Aschenputtel das Zweiglein. Dankbar pflanzte sie es auf das Grab ihrer Mutter und weinte so viel, dass ihre Tränen den Zweig wässerten. So wuchs ein schöner Baum heran. Jeden Tag ging Aschenputtel dreimal zum Baum, weinte und betete. Jedes Mal kam ein weißer Vogel und ließ ihr herunterfallen, was sie sich wünschte.

Dann kündigte der König ein dreitägiges Fest an, zu dem alle schönen Mädchen des Landes eingeladen wurden, damit der Prinz seine Braut finden konnte. Die Stiefschwestern jubelten, da auch sie eingeladen waren, und befahlen Aschenputtel: „Kämm unser Haar, putz die Schuhe und bereite alles vor, wir gehen zum Königsball.“ Aschenputtel weinte, denn sie wollte auch gern dorthin, und bat ihre Stiefmutter um Erlaubnis. „Aschenputtel, du bist schmutzig, und du hast nichts zum Anziehen.“ Doch als sie weiter bat, meinte die Stiefmutter schließlich: „Ich habe eine Schüssel Linsen in die Asche geschüttet. Wenn du sie in zwei Stunden ausgelesen hast, darfst du mitkommen.“

Aschenputtel lief in den Garten und rief: „Ihr zahmen Tauben, ihr Turteltäubchen, alle Vögel überall: Kommt und helft mir: die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“ Da flogen zum Fenster zwei weiße Tauben herein und dann die Turteltauben. Schließlich kam ein Schwarm Vögel, die sich um die Asche niederließen. Die Tauben nickten und begannen zu picken, und bald folgten die anderen. Schnell war die Arbeit getan, und die Vögel flogen davon. Voller Freude brachte Aschenputtel die Schüssel zur Stiefmutter in der Hoffnung, mitgehen zu dürfen. Aber die Stiefmutter sagte: „Nein, du hast nichts anzuziehen, und tanzen kannst du auch nicht.“

Der Ballzauber und die vergessenen Schuhe

Als niemand mehr zuhause war, ging Aschenputtel zu ihrem Baum und rief:

„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich.“

Da ließ der Vogel ein gold- und silberfarbenes Kleid und Schuhe für sie herab. Schnell zog sie alles an und eilte zum Ball. Die Stiefschwestern und die Stiefmutter erkannten sie nicht und dachten, sie sei eine fremde Prinzessin. Der Prinz nahm sie bei der Hand, tanzte nur mit ihr und wollte sie nicht loslassen. Als der Abend kam, wollte Aschenputtel nach Hause, und der Prinz wollte sie begleiten. Doch sie entwischte ihm und versteckte sich im Taubenhaus.

Am nächsten Tag passierte alles genau wie zuvor. Aschenputtel ging zu ihrem Baum, rief:

„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich.“

Sie erschien in einem noch schöneren Kleid beim Fest. Wieder wollte der Prinz nur mit ihr tanzen. Am Abend floh sie erneut, sprang aber diesmal in einen Baum im Garten. Als der Prinz Aschenputtels Vater fragte, befahl er, den Baum zu fällen, doch Aschenputtel war schon wieder entwischt.

Am dritten Tag wurde wieder gefeiert und Aschenputtel rief erneut

„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich“

und der Vogel warf ein prächtiges, glänzendes Kleid und goldene Schuhe herab. Sie ging zum Fest, und alle staunten über ihre Schönheit. Wieder tanzte der Prinz nur mit ihr. Als es abends Zeit war zu gehen, versuchte er erneut, sie zu begleiten, aber sie entkam ihm. Doch diesmal hatte der Prinz die Treppe mit Kleber bestreichen lassen und Aschenputtel verlor einen goldenen Schuh.

Blut ist im Schuh

Am nächsten Morgen verkündete der Prinz: „Diejenige, die in diesen Schuh passt, wird meine Gemahlin.“ Da freuten sich die beiden Schwestern, denn sie hatten schöne Füße. Die Älteste ging mit dem Schuh in ihr Zimmer und wollte ihn anprobieren, ihre Mutter stand dabei. Aber sie kam mit dem großen Zeh nicht hinein, der Schuh war ihr zu klein. Da reichte ihr die Mutter ein Messer und sagte: „Hau den Zeh ab! Wenn du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.“ Das Mädchen haute den Zeh ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verkniff sich den Schmerz und ging hinaus zum Prinzen. Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort.

Als sie aber an dem Grab vorbeikamen, saßen die zwei Tauben auf dem Haselnussbaum und riefen:

„Rucke di gu, rucke di gu, Blut ist im Schuh! Der Schuh ist zu klein, die rechte Braut sitzt noch daheim.“

Da schaute der Prinz auf ihren Fuß und sah, wie das Blut herausquoll. Er wendete das Pferd, brachte die falsche Braut nach Hause zurück und sagte, das wäre nicht die richtige. Die andere Schwester solle den Schuh anprobieren. Die versuchte es dann auch, und es gelang ihr, mit den Zehen hineinzukommen, aber die Ferse war zu groß. Da reichte die Mutter ein Messer und sagte: „Hau ein Stück von der Ferse ab! Wenn du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.“ Das Mädchen haute ein Stück von der Ferse ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verkniff sich den Schmerz und ging hinaus zum Prinzen. Der nahm sie als seine Braut auf sein Pferd und ritt mit ihr fort.

Doch als sie am Haselnussbaum vorbeikamen, riefen die Täubchen:

„Rucke di gu, rucke di gu, Blut ist im Schuh! Der Schuh ist zu klein, die rechte Braut sitzt noch daheim.“

Er blickte auf ihren Fuß und sah, dass Blut aus dem Schuh quoll und die weißen Strümpfe rot gefärbt hatte. Wieder wendete er sein Pferd und brachte die falsche Braut nach Hause. „Das ist auch nicht die richtige,“ sagte er, „habt ihr keine andere Tochter?“ „Nein,“ sagte der Mann, „nur von meiner verstorbenen Frau ist noch ein kleines, aber sehr dreckiges Aschenputtel da. Das kann unmöglich die Braut sein.“ Doch der Prinz bestand darauf, Aschenputtel solle es versuchen.

Da wusch sie sich erst Hände und Gesicht sauber, ging dann hin und verneigte sich vor dem Prinzen, der ihr den goldenen Schuh reichte. Dann setzte sie sich auf einen Schemel, zog den Fuß aus dem schweren Holzschuh und steckte ihn in den Pantoffel, der passte wie angegossen. Und als sie aufstand und der Prinz ihr ins Gesicht sah, erkannte er das schöne Mädchen, das mit ihm getanzt hatte, und rief: „Das ist die richtige Braut!“

Die Stiefmutter und die beiden Schwestern erschraken und wurden blass vor Wut. Der Prinz nahm Aschenputtel auf sein Pferd und ritt mit ihr fort. Als sie am Haselnussbaum vorbeikamen, riefen die zwei weißen Täubchen:

„Rucke di gu, rucke di gu, kein Blut ist im Schuh! Der Schuh ist nicht zu klein, die rechte Braut, die führt er heim.“

Und als sie das gerufen hatten, flogen die Täubchen herab und setzten sich Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links, und blieben da sitzen.

 
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from Grimm today

An einem Sommermorgen saß ein Schneider an seinem Tisch am Fenster und nähte. Da kam eine Bäuerin die Straße entlang und rief: „Frische Marmelade! Frische Marmelade!“ Das klang für den Schneider so verlockend, dass er seinen Kopf aus dem Fenster streckte und rief: „Kommen Sie herauf, liebe Frau, hier können Sie Ihre Ware loswerden.“ Als die Frau heraufkam, musste sie ihren ganzen Korb auspacken. Der Schneider begutachtete jedes Glas, aber am Ende kaufte er nur ein kleines Töpfchen. Die Frau war verärgert und murrte, als sie wieder ging.

„Das soll mir Glück bringen“, sagte der Schneider, „und mir Kraft geben!“ Er holte Brot, schnitt sich eine dicke Scheibe ab und strich die Marmelade darauf. „Das wird lecker“, meinte er, „aber erst will ich meine Jacke fertignähen, bevor ich esse.“ Er legte das Brot beiseite, nähte weiter und machte vor Freude immer größere Stiche.

Inzwischen stieg der süße Duft der Marmelade auf und lockte die Fliegen an, die in Scharen herbeikamen und sich auf dem Brot niederließen. Als der Schneider das bemerkte, rief er: „Hey, wer hat euch eingeladen?“ und verscheuchte sie. Aber die Fliegen verstanden ihn nicht und ließen sich nicht vertreiben. Bald kamen sie in noch größerer Zahl zurück. Da wurde der Schneider wütend: Er griff nach einem Lappen und schlug kräftig auf die Fliegen ein. Dann zählte er – sieben lagen tot da, mit ausgestreckten Beinchen.

„Mann, bin ich stark!“, rief er begeistert. „Das muss die Stadt erfahren!“ Schnell schnitt er sich einen Gürtel zu, nähte ihn und stickte in großen Buchstaben darauf: „SIEBEN AUF EINEN STREICH!“ „Ach, was Stadt!“, fügte er hinzu. „Die ganze Welt soll es wissen!“ Sein Herz hüpfte vor Freude wie ein kleiner Lammwedel.

Er band sich den Gürtel um und suchte im Haus nach etwas, das er mitnehmen konnte, denn er wollte in die Welt hinaus. Doch er fand nur einen alten Käse, den steckte er ein. Vor dem Stadttor fing er zufällig einen Vogel, den verstaute er ebenfalls in seiner Tasche. Dann machte er sich auf den Weg.

Beim Riesen

Oben auf dem Berg traf das Schneiderlein auf einen riesigen Mann, der gemütlich auf einem Felsen saß. „Hey, du da!“, rief der Schneider. „Schaust du nur in die Welt oder willst du auch was erleben? Ich ziehe los – kommst du mit?“

Der Riese musterte ihn von oben bis unten. „Du? So ein Winzling?“

„Ach was!“, sagte das Schneiderlein und zeigte stolz seinen Gürtel: „SIEBEN AUF EINEN STREICH!“ – „Das heißt, ich habe sieben mit einem Schlag erledigt.“

Der Riese runzelte die Stirn. „Beweis es mir erst!“, brummte er, griff einen dicken Stein und drückte ihn so fest, dass Wasser herausquoll. „Kannst du das?“

„Klar!“, sagte der Schneider, holte seinen alten Käse aus der Tasche und presste ihn zusammen, bis Flüssigkeit heraustropfte. „Siehst du? Noch besser!“

Verblüfft hob der Riese einen Felsbrocken hoch und schleuderte ihn so weit, dass er fast verschwand. „Und das?“

Der Schneider lachte. „Gut geworfen – aber dein Stein fällt ja wieder runter. Ich werfe etwas, das für immer fliegt!“ Er packte den Vogel aus seiner Tasche und ließ ihn frei – der Vogel flatterte fröhlich davon.

Jetzt wurde der Riese misstrauisch. „Vielleicht kannst du werfen, aber tragen?“, knurrte er und führte den Schneider zu einer gewaltigen Eiche, die am Boden lag. „Die schleppen wir jetzt zusammen weg.“

„Einverstanden!“, sagte der Schneider. „Du nimmst den dicken Stamm, ich trag die Äste – die sind viel mühsamer!“ Der Riese hob den Baum auf seine Schulter, während das Schneiderlein sich einfach hinten auf einen Ast setzte. So musste der Riese alles allein schleppen – und der Schneider pfiff vergnügt ein Liedchen dazu.

Nach einer Weile stöhnte der Riese: „Ich halte das nicht mehr aus!“

Blitzschnell sprang der Schneider herunter, packte den Baum und tat, als stemme er ihn mit Mühe. „Du bist so groß und kriegst das nicht hin?“

Kurz darauf zeigte der Riese auf einen Kirschbaum. „Hier, iss was!“, sagte er, bog einen Ast herab und hielt ihn dem Schneider hin. Doch der Ast schnellte zurück – und das Schneiderlein flog durch die Luft!

„Ha!“, rief der Riese. „Bist du zu schwach für ein paar Kirschen?“

„Schwach? Ich bin absichtlich hochgesprungen!“, behauptete der Schneider. „Da unten sind Jäger – ich musste mich retten! Probier’s doch selbst!“

Der Riese versuchte es – aber er blieb in den Ästen hängen und baumelte hilflos in der Luft.

Am Abend lud der Riese den Schneider in seine Höhle ein. „Hier, schlaf in diesem Bett!“, sagte er – doch der Schneider kroch heimlich in eine dunkle Ecke. Mitten in der Nacht holte der Riese einen schweren Knüppel und zerschmetterte das Bett, weil er dachte, der Schneider läge darin.

Am nächsten Morgen traute er seinen Augen nicht: Da stand das Schneiderlein, putzmunter! „Der ist stärker, als ich dachte!“, erschrak der Riese – und rannte davon.

Beim König

Nachdem die Riesen geflohen waren, zog das Schneiderlein weiter und kam schließlich an den königlichen Hof. Erschöpft legte es sich ins Gras und schlief ein. Als die Hofbeamten seinen Gürtel mit der Aufschrift “SIEBEN AUF EINEN STREICH” sahen, dachten sie, er sei ein großer Kriegsheld und meldeten es dem König.

Die Soldaten bekamen Angst: “Wenn dieser Kerl zuschlägt, fallen gleich sieben auf einmal! Wir haben keine Chance gegen ihn!” Sie baten um ihre Entlassung.

Der König sah sich gezwungen, dem Schneider eine Aufgabe zu geben. “In meinem Wald hausen zwei gefährliche Riesen”, sagte er. “Wenn du sie besiegst, bekommst du meine Tochter zur Frau und das halbe Königreich.”

Im Wald fand das Schneiderlein die schlafenden Riesen. Es kletterte auf einen Baum über ihnen und warf dem ersten Riesen einen Stein auf die Brust. Der Riese wachte auf und schimpfte seinen Gefährten an: “Warum schlägst du mich?” Der andere antwortete: “Ich habe dich nicht geschlagen!” Sie schliefen wieder ein.

Das Schneiderlein warf einen Stein auf den zweiten Riesen. Der beschwerte sich: “Was soll das? Du hast mich geschlagen!” “Hab ich nicht!”, erwiderte der erste. Bald stritten sie sich so heftig, dass sie Bäume ausrissen und sich gegenseitig damit erschlugen.

Als nächstes sollte das Schneiderlein ein Einhorn fangen. Es stellte sich hinter einen Baum und lockte das Tier. Als das Einhorn im vollen Lauf auf ihn zukam, sprang es zur Seite. Das Horn bohrte sich tief in den Baumstamm und das Einhorn war gefangen.

Schließlich musste es noch ein wildes Schwein einfangen. Es lockte das Tier in eine kleine Kapelle, sprang schnell hinaus und schloss die Tür. Das wütende Schwein war gefangen.

Der König musste sein Versprechen halten. Bei der Hochzeit merkte niemand, dass der Bräutigam eigentlich nur ein Schneider war. Doch eines Nachts hörte die Prinzessin ihn im Schlaf rufen: “Junge, mach mir den Rock fertig, sonst kriegst du die Elle zu spüren!”

Am nächsten Tag erzählte sie es ihrem Vater. Der König befahl seinen Dienern: “Wartet heute Nacht vor seinem Zimmer. Wenn er schläft, fesselt ihn und werft ihn hinaus!”

Aber ein Diener, der das Schneiderlein mochte, warnte ihn. Als die Diener in der Nacht kamen, rief das Schneiderlein absichtlich im Schlaf: “Ich habe sieben auf einen Streich erschlagen! Zwei Riesen getötet! Ein Einhorn und ein Wildschwein gefangen! Soll ich mich vor euch fürchten?”

Die Diener bekamen solche Angst, dass sie flohen. Von da an wagte niemand mehr, sich gegen das Schneiderlein zu stellen. So regierte es glücklich bis an sein Lebensende als König.

 
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