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Hier sind die neuesten öffentlichen Beiträge aus Blöglis.

from Grimm today

Es lebte einmal ein wohlhabender Mann, dessen Frau schwer krank wurde. Bevor sie starb, bat sie ihre Tochter an ihr Krankenbett. „Liebes Kind, bleib immer gut und freundlich, dann wird das Leben dir wohlgesonnen sein, und ich werde immer bei dir sein, auch wenn du mich nicht sehen kannst.“ Wenig später schloss sie für immer die Augen. Das Mädchen besuchte täglich das Grab ihrer Mutter, weinte und blieb gut und freundlich.

Es kam der Winter und als im Frühling die Sonne den Schnee schmelzen ließ, heiratete der Vater eine neue Frau. Sie brachte zwei Töchter mit ins Haus, die zwar hübsch aussahen, aber sehr gemein und grausam waren. Eine harte Zeit begann für das arme Mädchen. „Soll die dumme Gans bei uns im Wohnzimmer sitzen?“, sagten sie. „Wer essen will, muss es sich verdienen! Ab in die Küche mit der Magd.“ Sie nahmen ihr die schönen Kleider weg, zogen ihr einen alten grauen Kittel an und gaben ihr klobige Holzschuhe. „Schaut mal, die Prinzessin!“, lachten sie aus und brachten sie in die Küche.

Dort musste sie von morgens bis abends schwer arbeiten: Wasser holen, Feuer machen, kochen und waschen. Die Schwestern machten ihr zusätzlich das Leben schwer, hänselten sie und schütteten Erbsen und Linsen in die Asche, sodass sie sie heraussuchen musste. Abends, wenn sie sich müde gearbeitet hatte, durfte sie nicht ins Bett, sondern musste in der Asche neben dem Herd schlafen. Deshalb war sie immer schmutzig und wurde Aschenputtel genannt.

Ein Wunsch geht in Erfüllung

Eines Tages wollte der Vater einkaufen gehen und fragte seine Stieftöchter, was er ihnen mitbringen sollte. „Schöne Kleider!“, sagte die eine. „Perlen und Edelsteine!“, rief die andere. „Und du, Aschenputtel, was möchtest du?“, fragte er. „Papa, brich mir das erste Zweiglein ab, das dir auf dem Heimweg an den Hut stößt.“ Also kaufte er für die Stiefschwestern Kleider, Perlen und Edelsteine. Auf dem Rückweg, als er unter einem Haselstrauch ritt, streifte ein Zweig seinen Hut, und er brach ihn ab, um ihn Aschenputtel zu geben.

Zuhause überreichte er den Schwestern ihre Geschenke und Aschenputtel das Zweiglein. Dankbar pflanzte sie es auf das Grab ihrer Mutter und weinte so viel, dass ihre Tränen den Zweig wässerten. So wuchs ein schöner Baum heran. Jeden Tag ging Aschenputtel dreimal zum Baum, weinte und betete. Jedes Mal kam ein weißer Vogel und ließ ihr herunterfallen, was sie sich wünschte.

Dann kündigte der König ein dreitägiges Fest an, zu dem alle schönen Mädchen des Landes eingeladen wurden, damit der Prinz seine Braut finden konnte. Die Stiefschwestern jubelten, da auch sie eingeladen waren, und befahlen Aschenputtel: „Kämm unser Haar, putz die Schuhe und bereite alles vor, wir gehen zum Königsball.“ Aschenputtel weinte, denn sie wollte auch gern dorthin, und bat ihre Stiefmutter um Erlaubnis. „Aschenputtel, du bist schmutzig, und du hast nichts zum Anziehen.“ Doch als sie weiter bat, meinte die Stiefmutter schließlich: „Ich habe eine Schüssel Linsen in die Asche geschüttet. Wenn du sie in zwei Stunden ausgelesen hast, darfst du mitkommen.“

Aschenputtel lief in den Garten und rief: „Ihr zahmen Tauben, ihr Turteltäubchen, alle Vögel überall: Kommt und helft mir: die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“ Da flogen zum Fenster zwei weiße Tauben herein und dann die Turteltauben. Schließlich kam ein Schwarm Vögel, die sich um die Asche niederließen. Die Tauben nickten und begannen zu picken, und bald folgten die anderen. Schnell war die Arbeit getan, und die Vögel flogen davon. Voller Freude brachte Aschenputtel die Schüssel zur Stiefmutter in der Hoffnung, mitgehen zu dürfen. Aber die Stiefmutter sagte: „Nein, du hast nichts anzuziehen, und tanzen kannst du auch nicht.“

Der Ballzauber und die vergessenen Schuhe

Als niemand mehr zuhause war, ging Aschenputtel zu ihrem Baum und rief:

„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich.“

Da ließ der Vogel ein gold- und silberfarbenes Kleid und Schuhe für sie herab. Schnell zog sie alles an und eilte zum Ball. Die Stiefschwestern und die Stiefmutter erkannten sie nicht und dachten, sie sei eine fremde Prinzessin. Der Prinz nahm sie bei der Hand, tanzte nur mit ihr und wollte sie nicht loslassen. Als der Abend kam, wollte Aschenputtel nach Hause, und der Prinz wollte sie begleiten. Doch sie entwischte ihm und versteckte sich im Taubenhaus.

Am nächsten Tag passierte alles genau wie zuvor. Aschenputtel ging zu ihrem Baum, rief:

„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich.“

Sie erschien in einem noch schöneren Kleid beim Fest. Wieder wollte der Prinz nur mit ihr tanzen. Am Abend floh sie erneut, sprang aber diesmal in einen Baum im Garten. Als der Prinz Aschenputtels Vater fragte, befahl er, den Baum zu fällen, doch Aschenputtel war schon wieder entwischt.

Am dritten Tag wurde wieder gefeiert und Aschenputtel rief erneut

„Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich“

und der Vogel warf ein prächtiges, glänzendes Kleid und goldene Schuhe herab. Sie ging zum Fest, und alle staunten über ihre Schönheit. Wieder tanzte der Prinz nur mit ihr. Als es abends Zeit war zu gehen, versuchte er erneut, sie zu begleiten, aber sie entkam ihm. Doch diesmal hatte der Prinz die Treppe mit Kleber bestreichen lassen und Aschenputtel verlor einen goldenen Schuh.

Blut ist im Schuh

Am nächsten Morgen verkündete der Prinz: „Diejenige, die in diesen Schuh passt, wird meine Gemahlin.“ Da freuten sich die beiden Schwestern, denn sie hatten schöne Füße. Die Älteste ging mit dem Schuh in ihr Zimmer und wollte ihn anprobieren, ihre Mutter stand dabei. Aber sie kam mit dem großen Zeh nicht hinein, der Schuh war ihr zu klein. Da reichte ihr die Mutter ein Messer und sagte: „Hau den Zeh ab! Wenn du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.“ Das Mädchen haute den Zeh ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verkniff sich den Schmerz und ging hinaus zum Prinzen. Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort.

Als sie aber an dem Grab vorbeikamen, saßen die zwei Tauben auf dem Haselnussbaum und riefen:

„Rucke di gu, rucke di gu, Blut ist im Schuh! Der Schuh ist zu klein, die rechte Braut sitzt noch daheim.“

Da schaute der Prinz auf ihren Fuß und sah, wie das Blut herausquoll. Er wendete das Pferd, brachte die falsche Braut nach Hause zurück und sagte, das wäre nicht die richtige. Die andere Schwester solle den Schuh anprobieren. Die versuchte es dann auch, und es gelang ihr, mit den Zehen hineinzukommen, aber die Ferse war zu groß. Da reichte die Mutter ein Messer und sagte: „Hau ein Stück von der Ferse ab! Wenn du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.“ Das Mädchen haute ein Stück von der Ferse ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verkniff sich den Schmerz und ging hinaus zum Prinzen. Der nahm sie als seine Braut auf sein Pferd und ritt mit ihr fort.

Doch als sie am Haselnussbaum vorbeikamen, riefen die Täubchen:

„Rucke di gu, rucke di gu, Blut ist im Schuh! Der Schuh ist zu klein, die rechte Braut sitzt noch daheim.“

Er blickte auf ihren Fuß und sah, dass Blut aus dem Schuh quoll und die weißen Strümpfe rot gefärbt hatte. Wieder wendete er sein Pferd und brachte die falsche Braut nach Hause. „Das ist auch nicht die richtige,“ sagte er, „habt ihr keine andere Tochter?“ „Nein,“ sagte der Mann, „nur von meiner verstorbenen Frau ist noch ein kleines, aber sehr dreckiges Aschenputtel da. Das kann unmöglich die Braut sein.“ Doch der Prinz bestand darauf, Aschenputtel solle es versuchen.

Da wusch sie sich erst Hände und Gesicht sauber, ging dann hin und verneigte sich vor dem Prinzen, der ihr den goldenen Schuh reichte. Dann setzte sie sich auf einen Schemel, zog den Fuß aus dem schweren Holzschuh und steckte ihn in den Pantoffel, der passte wie angegossen. Und als sie aufstand und der Prinz ihr ins Gesicht sah, erkannte er das schöne Mädchen, das mit ihm getanzt hatte, und rief: „Das ist die richtige Braut!“

Die Stiefmutter und die beiden Schwestern erschraken und wurden blass vor Wut. Der Prinz nahm Aschenputtel auf sein Pferd und ritt mit ihr fort. Als sie am Haselnussbaum vorbeikamen, riefen die zwei weißen Täubchen:

„Rucke di gu, rucke di gu, kein Blut ist im Schuh! Der Schuh ist nicht zu klein, die rechte Braut, die führt er heim.“

Und als sie das gerufen hatten, flogen die Täubchen herab und setzten sich Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links, und blieben da sitzen.

 
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from Grimm today

An einem Sommermorgen saß ein Schneider an seinem Tisch am Fenster und nähte. Da kam eine Bäuerin die Straße entlang und rief: „Frische Marmelade! Frische Marmelade!“ Das klang für den Schneider so verlockend, dass er seinen Kopf aus dem Fenster streckte und rief: „Kommen Sie herauf, liebe Frau, hier können Sie Ihre Ware loswerden.“ Als die Frau heraufkam, musste sie ihren ganzen Korb auspacken. Der Schneider begutachtete jedes Glas, aber am Ende kaufte er nur ein kleines Töpfchen. Die Frau war verärgert und murrte, als sie wieder ging.

„Das soll mir Glück bringen“, sagte der Schneider, „und mir Kraft geben!“ Er holte Brot, schnitt sich eine dicke Scheibe ab und strich die Marmelade darauf. „Das wird lecker“, meinte er, „aber erst will ich meine Jacke fertignähen, bevor ich esse.“ Er legte das Brot beiseite, nähte weiter und machte vor Freude immer größere Stiche.

Inzwischen stieg der süße Duft der Marmelade auf und lockte die Fliegen an, die in Scharen herbeikamen und sich auf dem Brot niederließen. Als der Schneider das bemerkte, rief er: „Hey, wer hat euch eingeladen?“ und verscheuchte sie. Aber die Fliegen verstanden ihn nicht und ließen sich nicht vertreiben. Bald kamen sie in noch größerer Zahl zurück. Da wurde der Schneider wütend: Er griff nach einem Lappen und schlug kräftig auf die Fliegen ein. Dann zählte er – sieben lagen tot da, mit ausgestreckten Beinchen.

„Mann, bin ich stark!“, rief er begeistert. „Das muss die Stadt erfahren!“ Schnell schnitt er sich einen Gürtel zu, nähte ihn und stickte in großen Buchstaben darauf: „SIEBEN AUF EINEN STREICH!“ „Ach, was Stadt!“, fügte er hinzu. „Die ganze Welt soll es wissen!“ Sein Herz hüpfte vor Freude wie ein kleiner Lammwedel.

Er band sich den Gürtel um und suchte im Haus nach etwas, das er mitnehmen konnte, denn er wollte in die Welt hinaus. Doch er fand nur einen alten Käse, den steckte er ein. Vor dem Stadttor fing er zufällig einen Vogel, den verstaute er ebenfalls in seiner Tasche. Dann machte er sich auf den Weg.

Beim Riesen

Oben auf dem Berg traf das Schneiderlein auf einen riesigen Mann, der gemütlich auf einem Felsen saß. „Hey, du da!“, rief der Schneider. „Schaust du nur in die Welt oder willst du auch was erleben? Ich ziehe los – kommst du mit?“

Der Riese musterte ihn von oben bis unten. „Du? So ein Winzling?“

„Ach was!“, sagte das Schneiderlein und zeigte stolz seinen Gürtel: „SIEBEN AUF EINEN STREICH!“ – „Das heißt, ich habe sieben mit einem Schlag erledigt.“

Der Riese runzelte die Stirn. „Beweis es mir erst!“, brummte er, griff einen dicken Stein und drückte ihn so fest, dass Wasser herausquoll. „Kannst du das?“

„Klar!“, sagte der Schneider, holte seinen alten Käse aus der Tasche und presste ihn zusammen, bis Flüssigkeit heraustropfte. „Siehst du? Noch besser!“

Verblüfft hob der Riese einen Felsbrocken hoch und schleuderte ihn so weit, dass er fast verschwand. „Und das?“

Der Schneider lachte. „Gut geworfen – aber dein Stein fällt ja wieder runter. Ich werfe etwas, das für immer fliegt!“ Er packte den Vogel aus seiner Tasche und ließ ihn frei – der Vogel flatterte fröhlich davon.

Jetzt wurde der Riese misstrauisch. „Vielleicht kannst du werfen, aber tragen?“, knurrte er und führte den Schneider zu einer gewaltigen Eiche, die am Boden lag. „Die schleppen wir jetzt zusammen weg.“

„Einverstanden!“, sagte der Schneider. „Du nimmst den dicken Stamm, ich trag die Äste – die sind viel mühsamer!“ Der Riese hob den Baum auf seine Schulter, während das Schneiderlein sich einfach hinten auf einen Ast setzte. So musste der Riese alles allein schleppen – und der Schneider pfiff vergnügt ein Liedchen dazu.

Nach einer Weile stöhnte der Riese: „Ich halte das nicht mehr aus!“

Blitzschnell sprang der Schneider herunter, packte den Baum und tat, als stemme er ihn mit Mühe. „Du bist so groß und kriegst das nicht hin?“

Kurz darauf zeigte der Riese auf einen Kirschbaum. „Hier, iss was!“, sagte er, bog einen Ast herab und hielt ihn dem Schneider hin. Doch der Ast schnellte zurück – und das Schneiderlein flog durch die Luft!

„Ha!“, rief der Riese. „Bist du zu schwach für ein paar Kirschen?“

„Schwach? Ich bin absichtlich hochgesprungen!“, behauptete der Schneider. „Da unten sind Jäger – ich musste mich retten! Probier’s doch selbst!“

Der Riese versuchte es – aber er blieb in den Ästen hängen und baumelte hilflos in der Luft.

Am Abend lud der Riese den Schneider in seine Höhle ein. „Hier, schlaf in diesem Bett!“, sagte er – doch der Schneider kroch heimlich in eine dunkle Ecke. Mitten in der Nacht holte der Riese einen schweren Knüppel und zerschmetterte das Bett, weil er dachte, der Schneider läge darin.

Am nächsten Morgen traute er seinen Augen nicht: Da stand das Schneiderlein, putzmunter! „Der ist stärker, als ich dachte!“, erschrak der Riese – und rannte davon.

Beim König

Nachdem die Riesen geflohen waren, zog das Schneiderlein weiter und kam schließlich an den königlichen Hof. Erschöpft legte es sich ins Gras und schlief ein. Als die Hofbeamten seinen Gürtel mit der Aufschrift “SIEBEN AUF EINEN STREICH” sahen, dachten sie, er sei ein großer Kriegsheld und meldeten es dem König.

Die Soldaten bekamen Angst: “Wenn dieser Kerl zuschlägt, fallen gleich sieben auf einmal! Wir haben keine Chance gegen ihn!” Sie baten um ihre Entlassung.

Der König sah sich gezwungen, dem Schneider eine Aufgabe zu geben. “In meinem Wald hausen zwei gefährliche Riesen”, sagte er. “Wenn du sie besiegst, bekommst du meine Tochter zur Frau und das halbe Königreich.”

Im Wald fand das Schneiderlein die schlafenden Riesen. Es kletterte auf einen Baum über ihnen und warf dem ersten Riesen einen Stein auf die Brust. Der Riese wachte auf und schimpfte seinen Gefährten an: “Warum schlägst du mich?” Der andere antwortete: “Ich habe dich nicht geschlagen!” Sie schliefen wieder ein.

Das Schneiderlein warf einen Stein auf den zweiten Riesen. Der beschwerte sich: “Was soll das? Du hast mich geschlagen!” “Hab ich nicht!”, erwiderte der erste. Bald stritten sie sich so heftig, dass sie Bäume ausrissen und sich gegenseitig damit erschlugen.

Als nächstes sollte das Schneiderlein ein Einhorn fangen. Es stellte sich hinter einen Baum und lockte das Tier. Als das Einhorn im vollen Lauf auf ihn zukam, sprang es zur Seite. Das Horn bohrte sich tief in den Baumstamm und das Einhorn war gefangen.

Schließlich musste es noch ein wildes Schwein einfangen. Es lockte das Tier in eine kleine Kapelle, sprang schnell hinaus und schloss die Tür. Das wütende Schwein war gefangen.

Der König musste sein Versprechen halten. Bei der Hochzeit merkte niemand, dass der Bräutigam eigentlich nur ein Schneider war. Doch eines Nachts hörte die Prinzessin ihn im Schlaf rufen: “Junge, mach mir den Rock fertig, sonst kriegst du die Elle zu spüren!”

Am nächsten Tag erzählte sie es ihrem Vater. Der König befahl seinen Dienern: “Wartet heute Nacht vor seinem Zimmer. Wenn er schläft, fesselt ihn und werft ihn hinaus!”

Aber ein Diener, der das Schneiderlein mochte, warnte ihn. Als die Diener in der Nacht kamen, rief das Schneiderlein absichtlich im Schlaf: “Ich habe sieben auf einen Streich erschlagen! Zwei Riesen getötet! Ein Einhorn und ein Wildschwein gefangen! Soll ich mich vor euch fürchten?”

Die Diener bekamen solche Angst, dass sie flohen. Von da an wagte niemand mehr, sich gegen das Schneiderlein zu stellen. So regierte es glücklich bis an sein Lebensende als König.

 
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from Johannes’ Blögli

Die Trump-Leute haben bei der Berechnung ihrer Zölle offenbar ChatGPT zu Rate gezogen. Das erklärt die Unsinnigkeit, wie sie berechnet wurden: Das Handelsdefizit geteilt durch die Gesamtexporte und davon dann die Hälfte. Wohlgemerkt bezieht sich das nur auf exportierte Güter, nicht auf Dienstleistungen, die im Land von digitalen Weltkonzernen ja, äh, genau. Es ist einfach krass, wie dumm und leichtfertig hier die Weltordnung durcheinandergebracht wird. Aber wahrscheinlich hat das System. Sie wollen gar nicht genau diese eine Sache ändern, zum Beispiel das Handelsdefizit, sondern sie wollen Chaos. Und das schaffen sie.

 
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from Johannes’ Blögli

Von vielen Elternteilen junger Kinder höre ich oder bekomme ich mit, wie sehr sie sich freuen, wenn sie mal einen Abend für sich haben. Ich freue mich nicht so sehr darüber. Das mag mit der altersbedingten Trägheit zu tun haben, die mich immer öfter erfasst. Es ist aber auch so, dass ich sehr ungern Zeit mit den Kindern verpasse. Durch Job und Kita sehen wir uns unter der Woche sowieso wenig; morgens ist alles immer Stress, denn ich bin dafür zuständig, die beiden Kinderchen so herzurichten, dass sie kitafertig sind; abends sehe ich sie noch kurz zum gemeinsamen Essen und bringe dann mindestens eines der Kinder ins Bett. Aber das war’s dann auch schon. Und wenn dann auch noch was davon wegfällt, macht mir das mehr zu schaffen als der ganze Stress, den es natürlich immer bedeutet, wenn man kleine Kinder um sich hat. Also, nein, ich freue mich nicht über Daddy’s Night Out.

 
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from Grimm today

Am Rand eines großen Waldes lebte ein armer Holzfäller mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, Hänsel und Gretel. Sie hatten kaum genug zu essen, und eines Tages war das Essen so knapp, dass der Vater nicht mehr wusste, wie er seine Familie ernähren sollte. Abends lag er sorgenvoll im Bett, als seine Frau zu ihm sagte: „Hör zu, nimm morgen früh die beiden Kinder, gib jedem noch ein Stück Brot, dann führ sie tief in den Wald, wo die Bäume am dichtesten stehen. Mach ihnen ein Feuer und geh weg. Wir können sie nicht mehr durchbringen.“

„Nein“, sagte der Mann, „das kann ich nicht. Wie soll ich meine eigenen Kinder den wilden Tieren überlassen?“ Doch die Frau ließ nicht locker: „Wenn wir es nicht tun, verhungern wir alle.“ Schließlich gab er nach.

Hänsel und Gretel, die vor Hunger nicht schlafen konnten, hatten alles gehört. Gretel fing an zu weinen, aber Hänsel sagte: „Bleib ruhig, ich finde einen Ausweg.“ Leise stand er auf, schlich nach draußen und sammelte weiße Kieselsteine, die im Mondlicht glitzerten, bis seine Taschen voll waren. Dann ging er zurück und beruhigte Gretel: „Alles wird gut.“

Am nächsten Morgen weckte die Mutter sie früh: „Auf, wir gehen in den Wald. Hier habt ihr jeder ein Stück Brot, aber spart es für später.“ Gretel steckte ihres in die Schürze, während Hänsel die Steine in der Tasche hatte. Unterwegs blieb Hänsel immer wieder stehen und schaute zurück. „Was guckst du dauernd?“, fragte der Vater. „Ich seh nach meinem Kätzchen auf dem Dach“, log Hänsel. „Das ist kein Kätzchen, das ist die Sonne“, sagte die Mutter. Doch in Wirklichkeit ließ Hänsel Steinchen fallen, um den Weg zurückzufinden.

Tief im Wald machte der Vater ein Feuer. „Bleibt hier, bis wir zurückkommen“, sagten die Eltern – doch sie kamen nicht. Als es dunkel wurde, weinte Gretel, aber Hänsel wartete, bis der Mond aufging. Die Steine leuchteten wie kleine Sterne und führten sie nach Hause. Der Vater freute sich, die Mutter tat nur so.

Doch bald war wieder kein Brot da. Diesmal hörten die Kinder, wie die Mutter sagte: „Führe sie dieses Mal noch tiefer in den Wald, damit sie nicht zurückfinden!“ Hänsel wollte wieder Steine sammeln, doch die Tür war verschlossen. „Uns wird schon etwas einfallen“, tröstete er Gretel.

Am nächsten Tag streute Hänsel Brotkrümel auf den Weg. Doch die Eltern führten sie so weit, wie sie noch nie gewesen waren. Als die Kinder allein blieben, warteten sie vergeblich. Bei Mondlicht suchten Hänsel die Krümel – doch Vögel hatten sie gefressen.

Drei Tage irrten sie hungrig umher, bis sie ein Haus aus Lebkuchen und Zucker fanden. „Endlich Essen!“, rief Hänsel und biss ins Dach, Gretel knabberte am Fenster. Doch plötzlich rief eine Stimme: „Knusper, knusper, knäuschen! Wer knabbert an meinem Häuschen?“

Eine alte Frau mit wackeligem Kopf kam heraus: „Ach, ihr armen Kinder! Kommt herein, ich gebe euch was Gutes!“ Doch sie war eine böse Hexe. Sie lockte öfter Kinder ins Haus, mästete sie und aß sie später.

Die Hexe warf Hänsel in einen Stall mit Gittertür. „Werd schön fett, Kleiner!“, kicherte sie. Gretel musste kochen und putzen, während die Hexe Hänsel jeden Tag füttern wollte. Doch wenn sie prüfte, ob er dicker wurde, streckte er ihr ein Knochen statt seines Fingers hin – er war schlau und nutzte aus, dass sie nicht gut sehen konnte.

Nach vier Wochen hatte die Hexe genug. Sie rief zu Gretel: „Hol Wasser! Morgen koche ich deinen Bruder!“ Gretel weinte, aber sie gehorchte.

Am nächsten Morgen wollte die Hexe zuerst Gretel braten und befahl ihr: „Heiz den Ofen an! Ich will Brot backen.“ Als das Feuer brannte, sagte sie: „Kriech rein und schau, ob es heiß genug ist!“ Gretel durchschaute den Trick. „Ich weiß nicht, wie das geht“, sagte sie. „Zeig es mir!“ „Dummes Mädchen!“, fauchte die Hexe. „So macht man’s!“ Sie bückte sich vor den Ofen und – zack! – schubste Gretel sie hinein und schloss die Tür!

Die Hexe schrie, aber bald war es still. Gretel befreite Hänsel, und sie entdeckten Schatztruhen voller Edelsteine im Haus. Damit liefen sie nach Hause.

Der Vater weinte vor Freude – seit die Kinder fort waren, war er untröstlich gewesen. Die Stiefmutter war gestorben. Doch nun waren sie reich und mussten nie wieder hungern.

 
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from Grimm today

Es war einmal ein Ehepaar, das sich schon lange ein Kind wünschte, aber es wollte einfach nicht klappen. Endlich wurde die Frau schwanger. In ihrem Haus gab es ein kleines Fenster, das in den Garten einer Zauberin blickte. Dieser Garten war voller wunderschöner Blumen und Kräuter, doch niemand wagte es, hineinzugehen.

Eines Tages stand die Frau am Fenster und entdeckte ein Beet mit frischen Rapunzeln. Plötzlich verspürte sie ein so starkes Verlangen danach, dass sie krank vor Sehnsucht wurde. Ihr Mann erschrak, als er sie so elend sah, und fragte, was los sei. „Wenn ich keine Rapunzeln aus dem Garten hinter unserem Haus bekomme, dann halte ich es nicht aus!“, jammerte sie.

Weil er sie liebte, beschloss er, ihr welche zu holen – egal, was es kostete. Also kletterte er eines Abends über die hohe Mauer, pflückte schnell ein paar Rapunzeln und brachte sie seiner Frau. Sie machte sich sofort einen Salat daraus und aß ihn mit großem Appetit. Doch der Geschmack war so köstlich, dass sie am nächsten Tag noch mehr davon wollte.

Der Mann wusste, dass sie nicht locker lassen würde, also stieg er noch einmal in den Garten. Doch plötzlich stand die Zauberin vor ihm und schimpfte: „Wie kannst du es wagen, in meinen Garten einzudringen und zu stehlen?“ Er entschuldigte sich und erklärte, dass seine schwangere Frau unbedingt Rapunzeln essen müsse.

Schließlich sagte die Zauberin: „Gut, ich erlaube dir, so viele Rapunzeln mitzunehmen, wie du willst – aber unter einer Bedingung: Du gibst mir das Kind, das deine Frau bald zur Welt bringt.“ In seiner Not willigte der Mann ein.

Als das Baby geboren wurde, kam die Zauberin sofort, nannte das Mädchen „Rapunzel“ und nahm es mit. Rapunzel wuchs zu einem wunderschönen Mädchen heran. Doch als sie zwölf Jahre alt war, sperrte die Zauberin sie in einen hohen Turm ohne Tür und ohne Treppe. Ganz oben gab es nur ein kleines Fenster. Wenn die Zauberin zu Besuch kam, rief sie:

„Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!“

Rapunzel hatte wundervoll langes Haar, fein wie goldene Seide. Sie band es los, wickelte es um einen Fensterhaken, und die Zauberin kletterte daran hoch.

Eines Tages ritt ein junger Prinz durch den Wald und hörte Rapunzels bezaubernden Gesang. Er verliebte sich sofort in sie. Doch der Turm hatte keine Tür, und keine Leiter war hoch genug. Verzweifelt kam er jeden Tag wieder, bis er beobachtete, wie die Zauberin rief:

„Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!“

Jetzt wusste er, wie er hineinkommen konnte. Am nächsten Abend rief er selbst die Worte, und Rapunzel ließ ihr Haar hinab. Der Prinz kletterte hinauf.

Zuerst erschrak Rapunzel, doch bald gefiel ihr der junge Mann so gut, dass sie ihn jeden Tag besuchen ließ. So verbrachten sie fröhliche Stunden – bis Rapunzel eines Tages unvorsichtig wurde. „Sag mal“, fragte sie die Zauberin, „warum werden meine Kleider immer enger? Sie passen nicht mehr!“

„Undankbares Kind!“, schrie die Zauberin wütend. Sofort durchschaute sie den Betrug. Sie packte Rapunzels Haar, wickelte es sich um die Hand – und schnipp! schnapp! – durchtrennte es mit einer Schere. Dann verbannte sie Rapunzel in eine einsame Wildnis, wo sie ein schweres Leben führte. Später brachte sie Zwillinge zur Welt, einen Jungen und ein Mädchen.

Doch an dem Tag, als Rapunzel fortgeschickt wurde, band die Zauberin das abgeschnittene Haar an den Fensterhaken. Als der Prinz abends rief:

„Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!“

ließ sie es hinab – doch statt Rapunzel fand er die wütende Zauberin. „Deine geliebte Rapunzel ist für immer fort!“, rief sie.

Voller Verzweiflung stürzte sich der Prinz vom Turm. Er überlebte, verlor aber sein Augenlicht. Blind irrte er durch den Wald, aß nur Gras und Wurzeln und weinte unaufhörlich.

Jahre später gelangte er zufällig in die Wildnis, wo Rapunzel mit ihren Kindern lebte. Als er ihre Stimme hörte, erkannte er sie sofort. Sie fiel ihm um den Hals, und zwei ihrer Tränen fielen in seine Augen. Plötzlich konnte er wieder sehen – und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

 
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from Grimm today

Eine Geißenmama hatte sieben kleine Geißlein, die sie sehr liebte und vor dem bösen Wolf beschützte. Eines Tages musste sie losziehen, um Futter zu besorgen. Da rief sie alle ihre Kinder zusammen und sagte: „Liebe Kleinen, ich muss kurz weg, um Essen zu holen. Passt gut auf und lasst auf keinen Fall den Wolf herein! Er ist schlau und gibt sich vielleicht als jemand anderes aus. Aber ihr könnt ihn an seiner rauen Stimme und seinen schwarzen Pfoten erkennen. Wenn er erst einmal im Haus ist, frisst er euch alle auf!“ Dann machte sie sich auf den Weg.

Doch kaum war sie weg, da klopfte es schon an der Tür. „Liebe Kinder, macht auf! Ich bin eure Mama und habe etwas Leckeres für euch mitgebracht!“, rief der Wolf. Aber die sieben Geißlein waren vorsichtig: „Du bist nicht unsere Mama! Ihre Stimme ist sanft und freundlich, deine aber ist rau. Du bist der Wolf! Wir machen nicht auf!“

Der Wolf ging daraufhin zum Supermarkt und kaufte sich ein Stück Kreide, die er aß, um seine Stimme weicher klingen zu lassen. Dann kehrte er zurück und rief mit sanfter Stimme: „Liebe Kinder, lasst mich rein! Ich bin eure Mama, und für jedes von euch habe ich ein Geschenk!“ Doch diesmal legte er seine Pfote ins Fenster. Die Geißlein schauten genau hin: „Du bist nicht unsere Mama! Ihre Pfoten sind nicht schwarz wie deine. Du bist der Wolf! Wir machen nicht auf!“

Wütend ging der Wolf zum Bäcker und sagte: „Bestreich mir meine Pfote mit frischem Teig!“ Als das erledigt war, lief er zum Müller und verlangte: „Streu mir Mehl über meine Pfote!“ Der Müller weigerte sich erst, doch als der Wolf drohte: „Wenn du es nicht tust, fresse ich dich!“, gab der Müller nach.

Nun klopfte der Wolf ein drittes Mal an die Tür: „Liebe Kinder, macht auf! Ich bin eure Mama und habe etwas Schönes für euch!“ Diesmal sahen die Geißlein die weiß bemehlte Pfote und hörten die sanfte Stimme. Sie dachten, es sei wirklich ihre Mama, und öffneten die Tür. Doch als sie den Wolf erkannten, versteckten sie sich schnell: eins unter den Tisch, eins ins Bett, eins in den Ofen, eins in die Küche, eins in den Schrank, eins unter eine große Schüssel und das jüngste in die Standuhr. Der Wolf fand sie jedoch alle – bis auf das kleinste in der Uhr – und verschlang sie.

Als der Wolf satt war, trollte er sich und legte sich auf eine sonnige Wiese, wo er bald einschlief. Kurz darauf kam die Geißenmama zurück. Sie war entsetzt! Der Wolf war da gewesen und hatte ihre Kinder gefressen. Doch dann hüpfte das jüngste Geißlein aus der Uhr und erzählte ihr alles.

Die Mama dachte nicht lange nach: „Hol schnell Nadel, Faden und eine Schere!“, sagte sie zu ihrem Kleinen. Dann gingen sie zur Wiese, wo der Wolf schnarchte. „Da liegt der Übeltäter!“, flüsterte sie. „Vielleicht … vielleicht leben meine Kinder noch in seinem Bauch!“ Sie schnitt vorsichtig seinen Bauch auf – und tatsächlich! Die sechs Geißlein sprangen unversehrt heraus!

Sofort schickte die Mama sie los, schwere Steine zu holen. Damit füllten sie den Bauch des Wolfs und nähten ihn wieder zu. Dann versteckten sie sich hinter einem Busch.

Als der Wolf aufwachte, fühlte er sich seltsam schwer. „Was ist das? Mein Bauch rumpelt und knurrt! Ich habe doch nur sechs Geißlein gegessen“, murmelte er. Durstig trottete er zum Brunnen, um Wasser zu trinken. Doch die Steine zogen ihn nach unten und er plumpste hinein!

Als die sieben Geißlein das sahen, kamen sie hervor und tanzten vor Freude um den Brunnen. Und der böse Wolf? Der war für immer verschwunden!

 
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from Johannes’ Blögli

Polly war ein Pferd, aber kein gewöhnliches. Sie war eine zweijährige Araberstute, schlank und elegant, mit einem Fell, das aussah, als hätte jemand einen Pinsel in braune Farbe getaucht und ihn lachend über ihr weißes Fell gespritzt. Die Punkte waren unregelmäßig, fast wie ein abstraktes Kunstwerk, und ihre Ohren standen oft in verschiedene Richtungen, als würden sie unabhängig voneinander leben wollen.

Sandy hatte ihr ganzes Leben auf diesen Moment gewartet. Seit sie als kleines Mädchen zum ersten Mal auf einem Pony gesessen hatte, brannte in ihr ein Feuer, das nicht zu löschen war. Jedes Buch über Pferde wurde verschlungen, jede Reitstunde zur heiligen Pflicht. Ihre Eltern hatten ihr immer gesagt, dass sie es sich verdienen müsse – und das hatte sie. Sie mietete Reitbeteiligungen, schuftete im Stall, mistete Boxen aus, putzte Sättel, bis ihre Hände schwielig waren. Sie opferte Wochenenden, Geburtstagsgeschenke, sogar ihre ersten Teenager-Flirts – alles für den einen Traum: ein eigenes Pferd.

Und dann, an ihrem 16. Geburtstag, war es endlich soweit. Ihre Eltern, nach Jahren des Zögerns, nickten. Sie hatten eingesehen, dass Sandy es ernst meinte. Aber es musste das richtige Pferd sein. Wochenlang durchforsteten sie Anzeigen, besichtigten Pferde, die zu teuer, zu alt oder einfach nicht passend waren. Bis die Nachricht kam: Eine Bekannte kannte eine Freundin, die eine Araberstute abgeben musste. “Edle Abstammung, aber... sie sieht etwas ungewöhnlich aus”, hieß es. Sandy scherte das nicht. Ein Pferd war ein Pferd!

Dann kam der Tag, an dem Polly ankam. Die Sonne stand tief, als der Pferdeanhänger auf den Hof rollte. Sandys Herz hämmerte. Sie hatte sich diesen Moment tausendmal vorgestellt – den ersten Blickkontakt, das erste Streicheln, das Gefühl, dass dieses Tier ihr gehört. Die Klappe des Anhängers senkte sich, und langsam, vorsichtig, erschien ein weißer Kopf mit braunen Flecken. Polly blinzelte in die Sonne, ihre Ohren zuckten wie Antennen auf Empfang. Dann stieg sie die Rampe hinab, wacklig, fast tänzelnd, als würde sie gleich stolpern. Ihre Augen suchten Sandys – und dann, urplötzlich, klappten ihre Ohren nach vorne. Ein Geräusch entwich ihr, etwas zwischen Wiehern und Schnauben, das verdächtig nach einem Lachen klang.

Sandy erstarrte. Das war kein stolzes, edles Pferd. Das war... ein Clown. Polly stupste sie mit der Nase an, schnupperte an ihrer Jacke und machte dann etwas Unerwartetes: Sie öffnete ihr Maul, als würde sie grinsen, und stupste Sandys Hand so heftig, dass diese fast das Gleichgewicht verlor. Die anderen im Stall lachten. “Die mag dich!”, rief jemand. Aber Sandy sah nur die krummen Ohren, die albernen Flecken, dieses grinsende Pferdemaul. Das war nicht der Traum. Das war ein Witz. Ihr Gesicht versteinert, drehte sie sich um. Die Stimmen hinter ihr verhallten, als sie schnellen Schrittes den Stall verließ. Die Tür knallte. Polly blieb zurück, ihr Kopf schief gelegt, als würde sie fragen: “Habe ich was falsch gemacht?”

Und Sandy? Sie wollte nie wieder etwas von Pferden wissen. Zumindest nicht an diesem Tag.

 
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